GIZEH - GEODÄTISCHE ERKENNTNISSE
Copyright © Klaus Piontzik
Geodätische Systeme stellen Näherungsmodelle der Erdgestalt dar. Ausgehend von einem Rotations - Ellipsoiden versuchen solche Systeme Parameter zu definieren, die eine immer genauere Beschreibung der Erde in ihrer 3-dimensionalen Ausdehnung erlauben. | ||
Ausgangspunkt
ist, in der Regel, eine Ellipse mit der großen Halbachse
a und der kleinen Halbachse b. Lässt man nun die Ellipse
um die kleinere Achse rotieren, so entsteht ein
sogenanntes Rotationsellipsoid, welches auch als
Sphäroid bezeichnet wird. Bei genügend hoher Genauigkeit der Beobachtung, stellt sich allerdings heraus, dass ein ellipsoidisches Erdmodell als exakte Lösung nicht ausreichend ist. |
||
Abbildung 1.1 - Entstehung eines Rotationsellipsoids |
Die
Figur der Erde wird durch eine physische und durch eine
mathematische Oberfläche beschrieben. Unter der
physischen Erdoberfläche versteht man die Begrenzung
zwischen festen und flüssigen Erdmassen gegenüber der
Atmosphäre. Hier findet ja sozusagen ein Dichtesprung im
Aufbau der Erde statt, und zwar von der mittlere Dichte
der oberen Erdkruste mit r = 2,7 gcm-3
auf die Luftdichte mit r = 0,0013 gcm-3. Die unregelmäßig gestaltete Oberfläche der festen Erdmassen wie z.B. die Kontinente lässt sich aber nicht so ohne weiteres durch eine mathematische Beziehung darstellen. Hier hilft nur die Punktweise Erfassung und Kartographierung. Üblicherweise geschah dies in 5° x 5° oder auch in 1° x 1° Unterteilungen. Die Oberfläche der
Ozeane, die immerhin etwa 70% der
Erdoberfläche ausmachen, weist jedoch ein Bildungsgesetz
auf. Unter bestimmten Vorraussetzungen bilden die Meere
eine Fläche, auf der ein konstantes Schwerepotential
herrscht. Sie ist dann Niveaufläche des Erdschwerefeldes Die Erde ist aufgebaut aus Massen unterschiedlicher Dichte, die allerdings nicht gleichmäßig heißt homogen verteilt sind. Daher kann es lokal vorkommen, dass die physische (gemessene) Lotrichtung nicht mit der Ellipsennormalen übereinstimmt. Diese Lotabweichungen müssen mit berücksichtigt werden. Diese Abweichungen werden als Geoidundulationen bezeichnet. Daher wird, in der Regel, ein Referenzellipsoid angenommen, und die auftretenden Höhen über der Ellipsoidoberfläche aufgetragen. Bei den bis heute getätigten Geoidbestimmungen hat sich gezeigt, dass die Abweichungen des Geoids von einem mittleren Rotationsellipsoiden kleiner als 100 Meter in der Höhe betragen. |
Um
eine, noch bessere Anpassung an den Geoid zu erhalten,
als ein zweiachsiges Rotationsellipsoid, wäre
geometrisch gesehen, der nächste Schritt, es mit einem
dreiachsigen, also echtem Ellipsoiden zu versuchen. In
der Abbildung 18 ist ein solcher Ellipsoid dargestellt. Bezogen auf die Erde ist dann a1 dabei die große Äquatorhalbachse, a2 die kleine Äquatorhalbachse und b die Polachse. |
||
Abbildung 1.2 - (echter) dreiachsiger Ellipsoid | ||
Es
sind mehrfach Versuche unternommen worden, die Parameter
für ein dreiachsiges Ellipsoid als Erdmodell zu
bestimmen. Die Ergebnisse sind jedoch voneinander different, und zwar wegen der unterschiedlichen Verteilung der Beobachtungen auf der Erdoberfläche und den verschiedenen Methoden die bei der Reduktion auf das Ellipsoid angewandt wurden. |
Da
die Abweichungen des zweiachsigen Rotationsellipsoiden
vom Geoid, in der Regel, in derselben Größenordnung
liegen wie die Achsendifferenz von 69 Meter, wird eine
wesentlich bessere Anpassung an das Geoid durch ein
dreiachsiges Ellipsoid eigentlich nicht erreicht. Andererseits dagegen werden geodätische Berechnungen durch eine kompliziertere Geometrie des Ellisoids ziemlich erschwert. Auch als geophysikalische Normalfigur ist das dreiachsige Ellipsoid schlechter geeignet, da sich mit den Werten für die Erdmasse und der Winkelgeschwindigkeit der Erde eine unnatürliche Form ergibt. Das dreiachsige Ellipsoid hat sich daher als Bezugskörper in der heutigen Geodäsie nicht durchgesetzt. |
Genau genommen rangieren das mittlere Rotationsellipsoid bzw. das Geoid und das dreiachsige Ellipsoid, bzgl. der Abweichungen der tatsächlichen Erdgestalt, in derselben Größenordnung. Sie sind dem zufolge auch gleichwertige Modelle. |
Die Schmiegekreise spielen bei der Ellipse
eine besondere Rolle. Einerseits kann mit ihnen die
Ellipse relativ schnell konstruiert werden. Andererseits
werden die Radien der Schmiegekreise, speziell der
kleinere Radius, benutzt, um die Ellipse in ihren
Eigenschaften zu beschreiben, z.B. die Ellipse als
Kegelschnitt. Die Frage die sich hier erhebt ist, ob es Bezüge der Ellipsenkonstruktion zum Gizeh-Komplex gibt. |
Hier erst einmal die Konstruktion für die Schmiegekreise: |
Abbildung 1.3 - Konstruktion der Schmiegekreise |
|
Bei dieser Konstruktion fällt auf der Schmiegekreisgeraden noch ein weiterer Schnittpunkt an. Nämlich der Schnittpunkt der Gerade mit der Diagonalen. Dieser Punkt wird hier mit SG bezeichnet. Schmiegekreisgerade und Diagonale stehen ausserdem senkrecht aufeinander. Das ist in der folgenden Abbildung 1.4 noch einmal vergrössert zu sehen |
Abbildung 1.4 - Der Schnittpunkt und die Schnittebene |
Die Koordinaten des Schnittpunktes SG lassen sich rein analytisch, also mathematisch, ermitteln. Ebenso der Breitengrad auf dem der Punkt G liegt. Die komplette Ableitung für den Schnittpunkt lässt sich hier nachvollziehen: |
Die Gestalt der Erde-10 - Die Schmiegekreise |
Der zu G gehörende Breitenkreis ist ein ausgezeichneter Breitenkreis, da er sich direkt auf die Schmiegekreis- Konstruktion bezieht. Der Breitenkreis definiert die Schnittebene in der der Punkt SG liegt mit Phi = +29° 58' 19-20,5" N |
Insgesamt ergibt sich für die geographische Breite von G: |
Einsetzen von n (bzw. von fo ) in die Gleichungen liefert die folgende Tabelle : |
n | Phi |
296 | 29° 58' 19,06" |
297 | 29° 58' 19,40" |
298 | 29° 58' 19,73" |
299 | 29° 58' 20,07" |
300 | 29° 58' 20,40" |
Tabelle 1.1 |
Die geographische Lage der großen Pyramide von Gizeh wird z.B. von Jean Philippe Lauer in seinem 1974 erschienen Buch "Das Geheimnis der Pyramiden" auf Seite 209 mit 29° 58' 51" N angegeben. Nimmt man die Karte von Howard Vyse und ermittelt dort den Standort der Cheops-Pyramide, so erhält man: 29° 58' 51" ± 0,2" N |
Trägt man nun die Werte aus der Tabelle in die Karte von Howard Vyse ein, so ergibt sich das folgende Bild: | ||
Abbildung 1.5 - Die Basislinie in der Vyse-Karte | ||
Eine noch bessere Übersicht erhält man, wenn diese Werte in eine modernere Karte eingetragen werden: | ||
Abbildung 1.6 - Die Basislinie des Gizeh-Komplexes |
Es ist deutlich zu sehen, dass der Streifen, der durch die Werte aus allen geodätischen Systemen gebildet wird, die Basis des Gizeh-Komplexes darstellt. Der Winkeldifferenz Delta Phi = 1,34" entsprechen etwa 41 Meter in Länge. |
Der Schnittpunkt SG der Schmiegekreisgeraden mit der Ellipsen-Diagonale wird auf den Ellipsenumfang übertragen und man erhält die Basislinie für Gizeh. |
Das geometrische
Mittel für die Radien bzw. Durchmesser einer
Ellipse: g = Wurzel ( a× b) = a× Wurzel ( f) Das arithmetrische Mittel für die Radien bzw. Durchmesser einer Ellipse: m = = ½× a× (1+f ) Das harmonische Mittel für die Radien bzw. Durchmesser einer Ellipse: h = 2× a× b = 2× a× f |
Für die untere
Grenze gilt: y = ½× b Für die obere Grenze gilt: y = ½× a |
Ausführliche
Ableitungen lassen sich hier einsehen: Die Gestalt der Erde-11 - Das harmonische Mittel Die Gestalt der Erde-12 - Mittelwerte der Ellipse Die Gestalt der Erde-13 - Mittelwerte und Erdgestalt |
Es lassen sich die geographischen Minimal-Maximal-Grenzen ermitteln: |
für 300 > n > 296 ==> 30° 08' 17,99" < Phi < 30° 08' 24,4" |
Also beläuft sich die geographische Winkeldifferenz auf: Delta Phi = 6,41". Das entspricht einer Strecke von etwa 206,6 Meter. |
D.h. die Hälften aller Mittelwerte für alle geodätischen Systeme (die bisher benutzt wurden), und damit auch für die tatsächlichen Abmaße der Erde, liegen in einem schmalen Streifen von etwa maximal 207 m. Der Mittelstreifen wird durch das harmonische Mittel gebildet. |
Auf dieser Position liegt, im übrigen, auch Heliopolis. Die Position von Heliopolis wird, in der Regel, wir folgt aangegeben: |
Phi = +30° 09' N Lambda = +31°19' E |
Die Werte für die obere und
untere Grenze liegen bei etwa 4 Bogenminuten,
jeweils zu beiden Seiten hin, vom harmonischen Mittel
entfernt. Dies entspricht einer Strecke von 7,7 km. Das gesamte Intervall zwischen oberer und unterer Grenze beträgt also 15,4 km. |
Abbildung 1.7 - Die Mittelwerte in Ägypten |