Die Erkenntnisse von P.S. Laplace, C.F. Gauß, F.W. Bessel
Bereits Pierre-Simon Laplace(1802),
Carl Friedrich Gauß(1828)
und Friedrich Wilhelm Bessel(1837)
erkannten, dass ein ellipsoidisches Erdmodell, bei
genügend hoher Genauigkeit der Beobachtung, als exakte
Lösung nicht ausreichend ist. Ellipsoidische Modelle
können daher ebenfalls lediglich als Näherungslösungen
für die Erdgestalt dienen.
Die Erde ist aufgebaut aus
Massen unterschiedlicher Dichte, die allerdings nicht
gleichmäßig heißt homogen verteilt sind.
Daher kann es lokal vorkommen, das die physische
(gemessene) Lotrichtung nicht mit der Ellipsennormalen
übereinstimmt. Diese Lotabweichungen müssen mit
berücksichtigt werden.
3.1
Definition der Geodäsie nach W. Torge
Anhand dieser Situation läßt sich die Aufgabenstellung der
Geodäsie nach Wolfgang Torge(1975) folgendermaßen definieren:
Die Geodäsie hat die Aufgabe,
die Figur der Erde und das äußere Schwerefeld der Erde
und anderer Himmelskörper als Funktion der Zeit, sowie
das mittlere Erdellipsoid aus den an der Erdoberfäche
und im Außenraum beobachteten Größen zu bestimmen.
3.2
Figur der Erde als physische und als mathematische Oberfläche
Die Figur
der Erde wird durch eine physische und durch eine
mathematische Oberfläche beschrieben. Unter der
physischen Erdoberfläche versteht man die Begrenzung
zwischen festen und flüssigen Erdmassen gegenüber der
Atmosphäre.
Hier findet ja sozusagen ein Dichtesprung im
Aufbau der Erde statt, und zwar von der mittlere Dichte
der oberen Erdkruste mit r = 2,7 gcm-3 auf die
Luftdichte mit r = 0,0013 gcm-3.
Die unregelmäßig gestaltete
Oberfläche der festen Erdmassen wie z.B die Kontinente
läßt sich aber nicht so ohne weiteres durch eine
mathematische Beziehung darstellen.
Hier hilft nur die punktweise Erfassung und Kartographierung.
Üblicherweise geschah dies in 5° x 5° oder auch in
1° x 1° Unterteilungen.
Die Oberfläche der Ozeane, die immerhin etwa 70% der Erdoberfläche
ausmachen, weist jedoch ein Bildungsgesetz auf.
Unter bestimmten Vorraussetzungen bilden die Meere eine
Fläche, auf der ein konstantes Schwerepontatial
herrscht. Sie ist dann Niveaufläche des
Erdschwerefeldes.
3.3
Johann Benedict Listing definiert den Begriff Geoid
Denkt man
sich diese Fläche unter die Kontinente fortgesetzt, so
erhält man die mathematische Erdfigur. Johann Benedict Listing gab dieser Niveaufläche 1872
den Namen Geoid.
Bei den bis heute getätigten Geoidbestimmungen
hat sich gezeigt, dass die Abweichungen des Geoids von
einem mittleren Rotationsellipsoiden kleiner als 100 Meter in der Höhe betragen.
Diese Abweichungen
werden als Geoidundulationen bezeichnet.
Daher wird in der Regel ein Referenzellipsoid angenommen,
und die auftretenden Höhen über der
Ellipsoidoberfläche aufgetragen.
3.4/3.5
Geoid Standard Earth II von der SAO
Geoid GRIM 2 von G. Balmino, C. Reigber und B. Moynot
Typische Vertreter dieses Modells sind das von der
SAO 1969/70
veröffentlichte Geoid Standard Earth II und das 1976
durch G. Balmino, C. Reigber und B. Moynot
herausgegebene Geoid GRIM2.
Beide Modelle benutzen einen mittleren Referenzellipsoid mit den Daten:
a = 6.378.155 m, f = 1 : 298,255
3.6
Abbildung - Geoid GRIM 2
In Abbildung 3.1 ist das Geoid GRIM2 dargestellt.
Hauptstrukturen des Geoids sind das Maxima bei Neu-Guinea
(+82m) und das Minima südlich von Indien (-108m). Die
Unsicherheit der Geoiddarstellung beträgt dabei ± 5 m.
Abbildung 3.1 - Geoid GRIM 2
3.7
Geoidbestimmung durch I. Fischer und M. Slutsky
Eine 1968
von I. Fischer und M. Slutsky durchgeführt Geoidbestimmung,
aus dem Zusammenschluß von astrogeodätischen Systemen,
führte zu einem Referenzellipsoiden mit diesen
Parametern: