Das Externstein-System
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Es gibt zur Zeit drei
Richtungen die die europäische Geomantie begründen.
Einerseits wird die Geomantie als Importprodukt gesehen,
dass aus den arabischen Ländern, etwa zur Zeit Karls des
Grossen, nach Europa kam. Andererseits wird die Geomantie
als Produkt der in Europa ansässigen Kulturen, also der
Kelten und Germanen, erklärt. Und dann existiert noch
die Sicht, dass es eine noch frühere Urkultur
(Atlantis?) gab und die Geomantie ein erhaltenes Erbe
dieser Zivilisation darstellt. Nach wie vor liegen die Anfänge der Geomantie in Europa im Dunkeln. Überschaubar ist aber die Forschung zur Geomantie in Europa. Der englische Missionar E.J. Eitel war quasi der erste Europäer, der sich mit der chinesischen Variante der Geomantie, dem Feng Shui, beschäftigte. 1873 erschien sein Werk über Feng-Shui. Die Bezeichnung "Geomantie" wurde in seiner Zeit dann auch von anderen Schriftstellern aufgegriffen, um "Feng-Shui" zu übersetzen. Durch die Untersuchungen von Alfred Watkins, Anfang des 20ten Jahrhunderts über die sogenannten "ley-lines" in England, wurde Geomantie dann wieder ein Gegenstand der Forschung. Seitdem gibt es in den angelsächsischen Ländern eine durchgehende Forschungstätigkeit. Die auch, bis auf den heutigen Tag, durch Nigel Pennick, John Michell, Paul Devereux und andere fortgesetzt wird. In Frankreich finden sich geomantisch orientierte Menschen wie Boudaille, Circare, Doumayrou, Guichard und Guinguand. Island ist das einzige Land in Europa, in dem sich geomantische Praxis, seit uralten Zeiten, bis auf den heutigen Tag erhalten hat! Die Situation in Deutschland gestaltet sich dagegen deutlich komplizierter. In den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts existierten in Deutschland ebenfalls Untersuchungen geomantischer Art. Die Studien von Wilhelm Teudt, Hermann Wirth und Josef Heinsch kamen zu ähnlichen Ergebnissen wie Watkins, nämlich der Existenz großräumiger Landschaftsstrukturen in Europa. Heinsch äußerte sogar das die deutsche Landschaft in ihrer urtümlichen sakralen Raumordnung eine riesige, umfassend einheitliche Hieroglyphe darbietet. J. Heinsch beschreibt 1937 in der Ortung in kultgeometrischer Sinndeutung den sogenannten Gottesberg als Ausdruck bzw. Entsprechung des Weltenbaumes Yggdrasil. Die keltische Weltenesche war ein dreistämmiger oder -ästiger Baum, der mit seinen Ästen den Himmel und mit seinen Wurzeln die Erde fest hält. Dementsprechend ist es auch ein natürlicher Ausdruck dieser kosmisch-sakralen Himmelsbildvorstellung, dass die als urtümliche Zentren für das kultische wie völkische Gemeinschaftsleben überall in Erscheinung tretenden Gottesberge sich regelmäßig in allen deutschen Gauen noch heute nachweisen lassen und dass sich überdies von ihnen ausgehend die umliegende Landschaft in ihren Grenzen mit allen irgendwie bedeutsamen Örtlichkeiten allenthalben nach den gleichen Maßeinheiten und Maßverhältnissen in den Richtungsbeziehungen einheitlich geortet zeigt. |
Die Abbildung
zeigt Niedersachsens kosmischer Maß-Schlüssel, und ist
Teil einer Studie von Dr. Joseph Heinsch. Aus "Vorzeitliche Raumordnung als Ausdruck magischer Weltschau" entnommen. Das Buch wurde erst 1959 veröffentlicht. Die Quadratur des Kreises bzw. die zugehörigen Zahlenverhältnisse (14:11) spielen darin eine gewisse Rolle. |
Wilhelm Teudt kam zu der
Erkenntnis, dass heilige Orte durch ein Netz gerader
Linien miteinander verbunden sind. Sein Buch
"Germanische Heiligtümer" besaß für die
Nazis quasi Kultstatus. Himmler avancierte Teudt zum
Direktor eines Programms, das die Wiederbelebung der
Externsteine als heiliges Monument anstrebte. Unter seiner Leitung sollte eine Replik der Irminsul auf dem höchsten Punkt der Externsteine angebracht werden. Teudt war sogar der Ansicht, dass die originale Irminsul, also die von Karl dem Großen zerstörte, ehemals an den Externsteinen gestanden hat. Zu Wilhelm Teudt und Joseph Heinsch siehe: Geomantie im dritten Reich |
Die Externsteine |
Von esoterischen
(ganzheitlichen) Standpunkten aus betrachtet, bilden
lebende Wesen und ihre Umwelt eine Einheit. Daher kann
Formung der Landschaft auch immer als Formung der darin
lebenden Wesen verstanden werden. Geomantisch gesehen, erzeugen raumgreifende Landschaftsstrukturen, (mit den hinreichenden Energiequellen versehen) durchsetzt mit architektonischen Konstruktionen, die nach bestimmten Mustern geordnet sind (um die Energien zu leiten), auch Wirkungen auf die darin lebenden Wesen, gleich welcher Art. Nach Jens M. Möller ist Geomantie die alte Kunst, Energiezentren auf der Erdoberfläche auszumachen und durch künstliche Veränderung der Landschaft, durch den Bau von Heiligtümern und Konstruktionen, zu verstärken oder zu verändern. Mit Hilfe der Geomantie sollten die künstlich von Menschen geschaffenen Siedlungen in Einklang mit den Energieströmen der Erde und des Kosmos gebracht werden. So verstanden wird Geomantie ein Instrument, das (aus einer bestimmten Sicht) die Macht besitzt, Kulturen zu schaffen und zu formen. So ist es also nicht verwunderlich, wenn die königliche Kunst eben eher als Kunst der Könige gehandelt wurde. Also, die Kunst der Eingeweihten und Mächtigen. Und genau dieser Machtaspekt ist ein wesentlicher Triebfaktor der Neugier höchster Nazikreise gewesen. Die innersten Zirkel des dritten Reiches, allen voran Heinrich Himmler, entwickelten ein geradezu erstaunliches Interesse an der Geomantie. Folgerichtig versuchten sie ihre erworbenen Kenntnisse in die Tat umzusetzen, heißt also Kulturformung zu betreiben. Nicht nur die Wewelsburg in der Nähe von Paderborn oder das ehemalige Reichsparteitagsgelände in Nürnberg oder die Planungen für Berlin belegen dies. Laut Nigel Pennicks Buch Hitlers Secret Sciences ging Himmler etwa 1934 davon aus, das ein geomantisch zentraler Ort es ihm bzw. seinem schwarzen Orden ermöglichen würde, ganz Deutschland psychisch zu beeinflussen. Geomanten im Ahnenerbe wählten für diesen Ort eine alte Festung in Westfalen aus die Wewelsburg. Dieses Beispiel verdeutlicht, das alle größeren architektonischen wie landschaftlichen Projektierungen der Nazis stets auch geomantische Projekte gewesen sind. Wie weitreichend die nationalsozialistischen geomantischen Pläne waren, zeigt E. Carmin in seinem Werk im Kapitel "Die Planlandschaften der Zukunft". Schon um 1930 herum existierten umfassende Pläne der Landschaftsgestaltung innerhalb gewisser nationalsozialistischer Führungskreise. Carmin berichtet von einem Professor Grünberg, der in der Planungsstelle des Königsberger Gauleiters Koch tätig war. Dort steht wörtlich (Zitat Rauschnigg): "Er hatte in seinem Institut Karten entwerfen lassen mit Verkehrslinien, Kraftfeldern, Kraftlinien, Autostraßen, Bahnlinien, Kanalprojekten. Genau geplante Wirtschaftslandschaften erstreckten sich über den ganzen Osten bis zum Schwarzen Meer, bis zum Kaukasus. Auf diesen Plänen waren bereits Deutschland und Westrussland eine riesige wirtschaftliche und verkehrspolitische Einheit. Selbstverständlich nach Deutschland orientiert, von Deutschland geplant und geführt. Es gab in dieser Planwirtschaft kein Polen mehr, geschweige denn ein Litauen. Hier war das Verbindungsstück eines riesigen kontinentalen Raumes, der sich von Vlissingen bis Wladiwostok im Fernen Osten erstrecken sollte." Das Interesse der Nazis hatte für die Geomantie aber auch noch andere fatale Folgen. Um ihre Geheimnisse zu bewahren, vernichteten die Nazis bei Kriegsende zahlreiche unersetzliche Dokumente. Und nach dem Krieg beschlagnahmten sowohl die Amerikaner als auch Britische Sondereinheiten (denen das Interesse der Reichsregierung durchaus bekannt war, da sie nach ähnlichen Kriterien arbeiteten), das übrig gebliebene Material und transportierten es ab. Neben der Zerstörung vieler Archive durch die Bombardements in den Kriegsjahren ist dies der Hauptgrund, warum in Deutschland in vielen Städten keine oder nur lückenhafte Aufzeichnungen über architektonische und landschaftsstrukturierende Gebilde der letzten 100 Jahre vorhanden sind. Obwohl gerade in diesen Zeiten eine überaus rege Bautätigkeit stattgefunden hat. Das politische Engagement von Wilhelm Teudt und anderen Geomanten während der Zeit des Nationalsozialismus, die Einbindung in das nationalsozialistische Gefüge, insbesondere in das sogenannte "Ahnenerbe" brachten die Geomantie im Nachkriegsdeutschland in Misskredit. Folgerichtig kam es in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg, im Zuge der Entnazifizierung, zu einem abrupten Ende jedweder Forschung im geomantischen Bereich. |
Erst die in den letzten
Jahrzehnten des 20ten Jahrhunderts aufkommende New Age-
und Esoterikwelle hat das Thema der Geomantie wieder nach
Deutschland gespült. Vielen Menschen sind die Begriffe
Energielinien oder Orte der Kraft oder Feng-Shui schon
einmal begegnet, und erzeugen auch ein gewisses
Interesse. Die Veröffentlichung einer naturwissenschaftlich ernstzunehmenden Untersuchung erfolgte hier erst 1988, als das Buch von Jens M. Möller "Geomantie in Mitteleuropa" erschien. Das darin publizierte Lichtmeßsystem bietet einen Ansatz für eine geometrische Begründung der Geomantie, wenn das auch nicht immer erkannt wird. Die Benutzung und Einbeziehung von Bergen und/oder Türmen in Verbindung mit Licht- und Spiegelsystemen bzw. deren Ausrichtung nach astronomischen Begebenheiten (Sonne bzw. Mond) gestattet eine geophysikalische Ableitung und auch Bestimmung von Linien auf der Erdoberfläche. |
Weiterhin kann Jens
Möller in seinem Werk zeigen, dass ein Teil dieser
Linien zusammen mit bestimmten Orten im süddeutschen
Raum - hauptsächlich um Karlsruhe herum - eine überaus
komplexe Geometrie erzeugen, in die Figuren wie 5- oder
6-Ecke, und auch so genannte Cheopspyramiden bzw.
Quadraturdreiecke einbezogen sind. (siehe pimath.de
Quadratur des
Kreises) Erwähnenswert ist hier die sogenannte Externstein-Pyramide nach Walther Machalett. Die Spitze dieses Quadraturdreiecks wird durch die Externsteine gebildet. Die beiden anderen Ecken des Dreiecks ergeben sich durch die Orte Salvage (Atlantis heute etwa Lanzarote, Teneriffa) und Gizeh (Cheopspyramide). |
252
Seiten, davon 116 in Farbe 163 Bilder Herstellung
und Verlag: ISBN 9783755742111 Ladenpreis: 24 Euro |