Bis hierher lassen sich
alle aufgestellten Funktionen auf technische Systeme wie
auf lebende Wesen anwenden.
Bei technischen Systemen erfolgt eine Weiterverarbeitung
der gespeicherten Daten in Form von Verrechnung und
Vergleich, über die sich das System aber nicht bewußt
ist. Es erlebt sich nicht. Während Lebewesen sich ja
dadurch auszeichnen, das sie erleben. Sich und die Welt.
Wir können also sagen, das die Wahrnehmung von Lebewesen
auf Erleben bzw. Erfahrung beruht, während ein
technisches System lediglich registrieren, erfassen oder
dedektieren kann.
Da kommt also so etwas wie eine Erlebenskomponente hinzu,
die im menschlichen Fall, in einem Ich-Erleben gipfelt.
Das was wir aber schließlich erleben, das Bild also das
wir von unserer Umwelt erhalten, hat mit dem
Informationstransport und der Speicherung relativ wenig
zu tun, wie wir bisher gesehen haben. Die innere Leinwand
ist ja alles andere als eine 1 zu 1 Abbildung unserer
Welt. Das kann aber nur bedeuten, das das von uns Erlebte
eine Transformation der bearbeiteten Daten darstellt.
Zumal wir aus unserer Erfahrung wissen, das die erlebten
Daten von Empfindungen, Gefühlen und Gedanken begleitet
werden, also sozusagen getönt sind.
Wir können dabei drei Arten der Einflußnahme ausmachen:
1) körperliche Einflüsse (z.B.
Medikamente,Drogen,Trance)
2) emotionale Einflüsse (z.B. Streß,Aufregung)
3) mentale Einflüsse (z.B. Einstellungen)
Die genauere Behandlung dieser Einflüsse erfolgt hier
jedoch nicht
1.8.1.1 -
DEFINITION: allgemeine Erlebens-Funktion k
Z sei die
gesamte Menge der gespeicherten Informationen und z
Elemnt von Z
Φ sei die Menge der zum Zeitpunkt to
erlebten Zustände und i Element von Φ;
Dann sei k eine Abbildung mit k : Z -->
Φ und k(z) = i = i(to)
k heißt allgemeine Erlebens-Funktion
Abbildung 1.8.1 -
Allgemeine Erlebens-Funktion k
1.8.1.2 -
BEZEICHNUNG: Erlebnis, Erfahrung
Eine andere
Bezeichnung für erleben/Erlebnis ist erfahren/Erfahrung
1.8.2.1 -
Sensorische Wahrnehmung
Alle bis jetzt
definierten Abbildungen, von der sensorischen Erfassung
äußerer Reize bis zum Erleben, lassen sich auf folgende
Art und Weise zusammenfassen :
Durch Sensorik erlebte Zustände i sind
eine Funktion der gespeicherten (Sensor) Daten x
(plus Eigenanteile)
i = k(x)
Die gespeicherten Daten x sind eine
Funktion der am Gehirn ankommenden Leitbahn-Zustände l.
x = h(l)
Die am Gehirn ankommenden Zustände l
sind eine Funktion der von den Sensoren ausgesandten
Signale s.
l = g(s)
Die von den Sensoren abgegebenen Signale s
sind eine Funktion der inneren Sensor-Zustände
z_ñ.
s = f(z_ñ)
Die inneren Sensor-Zustände z_ñ sind
eine Funktion der registrierten äußeren Reize ra.
z_ñ = ƒ(ra)
In formaler mathematischer Schreibweise läßt sich der
ganze Sachverhalt wie folgt zusammenstellen :
i = k(x) = k(h(l)) = k(h(g(s))) = k(h(g(f(z_ñ)))) =
k(h(g(f(ƒ(ra)))))
Mathematisch gesehen erhalten wir eine Komposition, aus 5
Abbildungen bestehend !
Abbildung 1.8.2 -
Sensorisches Erleben
1.8.2.2 -
BETRACHTUNG: k · h · g · f · ƒ
Es ergibt sich für
die erlebten Zustände: i = k(h(g(f(ƒ(ra)))))
Andere Darstellungsweise: i = (k · h · g · f ·
ƒ)(ra)
1.8.2.3 -
BEZEICHNUNG: Wahrnehmen, Wahrnehmung
Äußere Reize ra
die sich über die Komposition k ·
h · g ·
f · ƒ in erlebte Zustände
i abbilden, werden als sensorisch
wahrgenommen bezeichnet.
Die Komposition k · h ·
g · f ·
ƒ läßt sich auch durch eine einzige Funktion
ersetzen, die dann die gesamte sensorische Wahrnehmung
darstellt.
Diese Ersatz-Abbildung muß selbstverständlich die
gleichen Eigenschaften wie die Komposition besitzen.
1.8.3 - DEFINITION:
Sensorische Wahrnehmungs-Funktion W
W = k · h · g ·
f · ƒ
i = (k · h ·
g · f ·
ƒ)(ra) = W(ra)
Fassen wir die bis
jetzt gewonnenen Erkenntnisse zusammen, so beruht unsere
gesamte sensorische Wahrnehmung auf 5 hintereinander
geschalteten Funktionen, die zum Teil selektiv sind,
temporäre und auch noch transformative Elemente
enthalten. Wir können daher folgende Aussage tätigen :
Abbildung 1.8.3 -
Wahrnehmungs-Funktion W
1.8.4 -
BETRACHTUNG: Sensorisches Erleben der Welt
Wir erleben unsere
Umwelt nicht direkt
dazu noch selektiert
dann noch zeitverzögert
und schließlich transformiert.
So gesehen ist unsere äußere Erfahrungswelt, also
unsere tägliche erlebte Welt, nichts anderes als eine
Teil-Abbildung der Wirklichkeit.
Die gesamte Signalstrecke der sensorischen Wahrnehmung
wirkt quasi wie ein Filter auf die Wirklichkeit bzw. die
Umwelt, so das am Ende unsere äußere Realität dabei
herauskommt.
Wenn wir z.B. an Leuchstofflampen und Fernsehapparat
denken, oder so ein Phänomen wie den scheinbaren
Sonnenlauf um die Erde betrachten, ist der Ausdruck das
Scheinbare für unsere Erlebens-Realität durchaus
angebracht.
Von einem informatorischen Standpunkt aus gesehen könnte
man unsere Erlebenswelt auch als virtuelle Realität
bezeichnen.
Da wir letztlich nicht in der Lage sind Wirklichkeit
direkt zu erfahren, können wir auch keine Ausagen,
außer der Existenz, über die Wirklichkeit tätigen.
Platons Höhlenmetapher und Einsteins Uhrenvergleich
stellen also alles andere als rein
Philosphisches Gedankenmaterial dar. Wir
werden hier mit einer fundamentalen Daseins-Thematik
konfrontiert.
1.8.5 DEFINITION:
sensorisch wahrnehmbare Reize
Äußere Reize ra
die sich über die sensorische Wahrnehmungs-Funktion W
in erlebte Zustände i abbilden, werden
als sensorisch wahrgenommen bezeichnet, mit
i(t) = W(ra)
1.8.6 DEFINITION:
Wirklichkeit
Die Menge PA
die ALLE äußeren Reize ra
enthält, die auf uns einwirken können, heiße WIRKLICHKEIT
1.8.7 DEFINITION: Umwelt
Die Menge RA
die alle äußeren Reize enthält die (zu einem
bestimmten Zeitpunkt) auf uns einwirken können, heiße UMWELT
1.8.8 DEFINITION: physische Umwelt
Die Menge Ra
die alle äußeren Reize enthält, die sensorisch
wahrgenommen werden können, heiße PHYSISCHE UMWELT
1.8.9 DEFINITION: Realität
Die Menge Φ
die alle erlebten Zustände enthält, heiße
(eigene) REALITÄT
1.8.10 Definition:
äußere Realität
Die Menge IA
die die erlebten Zustände enthält, die durch
sensorische Wahrnehmung entstehen, heiße ÄUSSERE
REALITÄT mit IA
=W(Ra)
1.8.11 BEZEICHNUNG:
das Scheinbare
Die äußere Realität
heißt auch das SCHEINBARE
Wir können unsere
gesamte Wahrnehmung als ein selektives Filter betrachten,
das einen Teil des äußeren Geschehens zeitverzögert
und transformativ darstellt.
Die von uns erfahrene Welt ist letztlich nichts anderes
als eine virtuelle Realität.
Die Zuordnung der erlebten Zustände zu den
verursachenden äußeren Reizen ist korrelativ. Von einer
Identität auszugehen ist eine Annahme.
Wenn man also glaubt die Wahrnehmung spiegele die
Wirklichkeit wieder, so hat man den Unterschied zwischen
Scheinbarem und Wirklichem nicht verstanden.
Man kann es auch so formulieren : Wenn man meint der Raum
sei absolut und jeder darin habe die gleiche Wahrnehmung,
so ist das lediglich ein Glaube.
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