Sonnenring am Bodensee 50 sakrale Stätten in einer Spiralanordnung Copyright © Klaus Piontzik |
Der Außenaufbau der
Kirche ist durch die griechische Elemente also die
Säulen, den römischen Rundbögen und durch den fast
quadratischer Grundriss mehr tempelartig. Die Gestaltung
der Kirche als Tempel entspricht ihrer Funktion als
Natur- bzw. Gottestempel. Der Schlüssel zum Verständnis
der Kirche und des Stadtplatzes sind die Prinzipien der
Bauhüttenkunst mit ihrer jahreszeitlichen Darstellung
der Erdgöttin samt Heros in ihren Aspekten. Dabei entpuppt sich eine Gesamtkonstruktion, in der auf mehreren Ebenen eine pralle und in sich stimmige Symbolik in Form und Zahl physikalisch manifestiert worden ist. Für die Kirche und den Stadtplatz mit Hotel Krone existieren also mehrere Ebenen der Zuordnung: 1) physikalische Ausrichtung zu den magnetischen Himmelsrichtungen 2) Vier Elemente Zuordnung (Kirche) Erde/Westen - Feuer/Norden - Luft/Osten - Wasser/Süden die Interpretationsebene: Erde/Materie - Mensch/Bewusstsein - Geist/Göttlich - Leben/Natur (Stadtplatz) 3) Zuordnung jahreszeitlicher Verlauf Erdgöttin und Heros Tag- und Nachtgleiche Einheit der Elemente Stadtplatz (Brunnenanlage) als Ausdruck des Lebens, mit direkter Darstellung der Erdgöttin und der heiligen Hochzeit 4) Darstellung Heros/Mensch/Bewusstsein/Christus Die Ausfertigung der Kirche als Tempel mit der lunar, venusisch weiblichen Zuordnung, die Zuordnung als Vier-Elemente-Platz, die Benutzung von Prinzipien der Bauhüttenkunst, die Darstellung des jahreszeitlichen Wandels der Erdgöttin und des Heros und die Einbindung durch das Sonnen- also Christuselement offenbaren eine vielschichtige Symbolik, die darauf schließen lässt, dass die Planer und Erbauer der Kirche über tiefgehende Kenntnisse im Bereich der Astronomie, Geomantie, Bauhüttenkunst, Gnostik, Alchemie und christlicher Symbolik verfügten. Eben Wissen, dass in Logen gehütet wurde. Es ist daher sehr wahrscheinlich das die Stadtväter, die Kirche und Stadtplatz in Heiden geplant und gebaut haben, Freimaurer waren. Und in der Gesamtanlage von der Kirche über den Stadtplatz bis Hotel Krone hin einen Weg der Initiation aufzeigt haben. |
In der Innenarchitektur
der Kirche drückt sich der Weg des Menschen von der
Materie über das Herz bzw. die Liebe zum Geistigen hin
aus. Dies war gedacht für den Alltagsmenschen der
regelmäßig die Kirche besuchte und erst diese erste
Stufe des Bewusstsein erlernen musste. Die Außenarchitektur aber war für den Erwachten, den Sehenden gedacht. In einer zweiten Stufe geschah die Einweihung in die vier Elemente und die Trinität der Erdgöttin mit ihrer jahreszeitlichen Darstellung. Durch die Verbindung Heros/Mensch/Bewusstsein/Christus erfolgt auch eine Einbindung bzw. Einbettung im Zeichen der Sonne, also im Zeichen des Christus. An dieser Stelle besitzt der göttliche Mensch zwei Möglichkeiten. Er kann sich der Allverbun-denheit hingeben und entrückt damit ins Eremitäre. Oder er kann sich für das Leben entscheiden, für die Menschheit bzw. für die Bruderschaft. In einer dritten Stufe durchläuft der Initiant die verschiedenen Grade der Loge, versinnbildlicht durch die verschiedenen Stufen der Brunnenanlage, bis hin zur Erkenntnis der heiligen Hochzeit. Und damit zur Erkenntnis der größeren kos-mischen Ordnung in der der Mensch steht. Ihren Abschluss findet die Initiation in einer vierten Stufe, die zur Erkenntnis der kosmischen Trinität und der Eigenverantwortlichkeit des Menschen führt. Dies entspricht dem 33. Grad der Freimaurerei, in der der Initiant die beiden Säulen, links und rechts des Altars, umstürzt um damit über die Polarität hinaus zu gehen. |
In der gesamten
Außenarchitektur spiegelt sich der Gesamtzusammenhang
zwischen Na-tur/Materie - Mensch/Bewusstsein -
Geist/Göttlich wieder. Mit der Erkenntnis das der Mensch auch über Materie und Geist hinaus wachsen muss, als eigenständiges Bewusstsein, im Zeichen der Sonne, im Zeichen von Christus. Im Aufbau des Heidener Stadtkerns wird uns also ein tiefer Einblick in die Weltsicht und die Ausbildung bzw. den Werdegang innerhalb einer Loge bzw. der Freimaurerei gewährt. Das es sich hier tatsächlich um Freimaurer handelt, lässt sich erkennen wenn man die Sonnenuhr über dem südlichen Eingang der Kirche etwa zur Mittagszeit, also bei hellem Sonnenlicht (!) anschaut. Die zentrale Rolle spielt die Sonne! |
Deutlich sind die beiden
Schatten zu erkennen, die durch das Vordach auf der
Dreiecksfläche erzeugt werden und wie schmale, dunkle
Bänder von der Sonne ausgehen. Dies ist der Zirkel, mit
der Sonne als Scharnier. Die Strahlen der Sonne können
dann auch als die verschiedenen Einstellungen des Zirkels
gesehen werden. Aus der Sonne heraus ragt der Zeiger der Sonnenuhr. Dieser bildet mit der (blauen) Fläche ein rechtwinkliges Dreieck, bei dem zwei Punkte durch den Zeiger gegeben sind und der dritte Punkt durch den rechten Winkel (an der Wand) erzeugt wird. In diesem rechtwinkligen Dreieck ist genau der rechte Winkel unsichtbar. Und muss gedacht werden ist also nur dem Wissenden bekannt. Damit haben wir die beiden wichtigsten Symbole der Freimaurerei vor uns stehen und damit auch die Visitenkarte der Planer und Erbauer. |
Allgemein gilt der
Stadtplatz von Heiden, durch seine architektonische
Geschlossenheit und die harmonische Einheit aller Bauten,
als schönster klassizistischer Dorfplatz der Schweiz.
Wie zu sehen war, steckt hier nicht nur eine einheitliche
architektonische Konzeption dahinter, sondern darüber
hinaus ein komplettes Symbol- und Sinnsystem. Mit Hilfe von Architektur, Bauhüttenkunst und Geomantie ist mit dem Stadtplatz eine physikali-sche Darstellung gegeben, die die große Synthese zwischen Alchemie, Gnostik und Christentum vollzieht und die Antworten auf praktisch alle Sinnfragen des Menschen gibt. Es ergeben sich zwei Interpretationsmöglichkeiten: 1) Aufgrund der vielfältigen Verflechtungen der einzelnen Interpretationsebenen und deren Stimmigkeit untereinander kann hier von einer zufälligen Struktur gar keine Rede sein. Der gesamte Stadtplatz ist ganz bewusst von Menschen geplant und gebaut worden, die mit dem entsprechenden Wissen ausgestattet waren. Was zum damaligen Zeitpunkt nur Mitgliedern einer Loge möglich war. Gleichzeitig taucht hier noch folgender Faktor auf: Wenn es den Brand nicht gegeben hätte, wäre die Gesamtkonstruktion so nicht möglich gewesen. Es existieren Gerüchte in Heiden das der Brand gelegt worden sein soll. Als Indiz wird dabei angeführt das das Haus des Dorfhaupt-manns, das Haus Harmonie, vom Brand verschont geblieben ist. Es waren in jedem Fall nur die oberen Kreise die einer Loge angehören konnten und es existiert schon eine gewisse Mentalität in Logenkreisen, die altes Unpassendes abreißen will um die neue Ordnung zu etablieren. Daher kann der Brand von 1838 durchaus das Mittel gewesen sein, mit dem die spätere und heutige Gesamtkonstruktion des Stadtplatzes von Heiden etabliert werden sollte. 2) Die evangelische Kirche entstand 1838. Der Stadtplatz in seiner heutigen Form aber erst 1951. Hotel Krone wurde zwar 1838 erbaut, aber 1880 und 1901 fanden noch einmal Umbauten statt. Die Post befindet sich erst seit 1948 am Stadtplatz. Die Bank existiert erst seit 1928. Die zeitliche Abfolge der Entstehung der einzelnen Bauten lässt hier Zweifel aufkommen, ob es einer Loge überhaupt möglich war über einen Zeitraum von 100 Jahren hier gestalterisch wirken zu können. Es könnte ebenso sein, dass die vorhandene Energetik von den beteiligten Künstlern praktisch unbewusst aufgenommen und verarbeitet worden ist. Und die gesamte Anlage sich mit ihrer Symbolik durch die umgebende Natur quasi selbst gestaltet hat. |