Paul Schultze-Naumburgs Wohnhaus wurde ein gesellschaftlicher Treffpunkt, zumal das große, herrschaftliche Anwesen mit seinen vielen Nebengebäuden, mit Garten und Park ausreichend Platz für Gäste bot. | ||
Lageplan der Garten- und Parkanlage |
Zu den Besuchern von Saaleck zählten die Architekten Paul Bonatz, Otto Bartning, Werner March, Paul Schmitthenner, die bildenden Künstler Ludwig Bartning, Hermann Obrist, Ludwig von Hofmann, die Schriftsteller Börries Freiherr von Münchhausen, Werner Hegemann, Wilhelm von Scholz, der Künstler Ludwig Finck, Raffael Schuster Woldan der 1941 in der Großen Deutschen Kunstausstellung seine Werke zeigte und Eduard Stucken der sich mit Völkerkunde, Religions- und Sprachwissenschaften speziell der Geschichte Amerikas beschäftigte. | ||
Eduard Stucken mit seiner Frau (im Rollstuhl) u. andere |
Ab der zweiten Hälfte
der Zwanziger Jahre, im Zusammenhang mit der politischen
Radikalisierung Paul Schultze-Naumburgs, kamen auch die
Nationalsozialisten Wilhelm Frick, Richard
Walther Darré, Hans F. K.
Günther und
kurzzeitig, zur Stippvisite, Adolf Hitler, Joseph
Goebbels und Heinrich
Himmler. Wie sich aus dem Gästebuch der Saalecker Werkstätten ergibt besuchte Wilhelm Frick jahrelang in regelmäßigen Abständen Schultze-Naumburg mit seiner Frau Margarete. Was schließlich dazu führte das Margarete Schultze-Naumburg sich 1934 scheiden ließ und im gleichen Jahr Wilhelm Frick heiratete. |
Zwei Gäste
Schultze-Naumburgs verfassten in Saaleck Bücher, die in
die Literaturgeschichte eingingen. Der eine, Eduard Stucken bis 1933 neben Thomas Mann, Heinrich Mann und Alfred Döblin Mitglied der Preußischen Akademie für Dichtkunst verbrachte von 1917 bis 1924 zusammen mit seiner jüdischen Ehefrau die Frühlings- und Sommermonate in Saaleck. Dabei entstand sein Roman Die weißen Götter (erschienen 1918 bis 1922), der von der Eroberung Mexikos durch den Spanier Hernando Cortez und der Zerstörung des Aztekenreiches handelt. Das Buch wurde ein Welterfolg, in zahlreiche Sprachen übersetzt und in hohen Auflagen verlegt. Der andere Gast, Richard Walther Darré, der von 1933 bis 1942 Reichsbauernführer und Reichsernährungsminister war, hatte in Saaleck sein agrar-ideologisches Hauptwerk Neuadel aus Blut und Boden(1930) geschrieben. Das Buch zählte zum Kanon nationalsozialistischer Literatur. |
Ein weiterer Freund und
Besucher Schultze-Naumburgs war der weithin als
Rassepapst und Rassen-Günther
bekannte Philologe und Publizist Hans F. K.
Günther, der 1930 vom thüringischen
Volksbildungsminister Wilhelm Frick (NSDAP) den ersten
rassekundlichen Lehrstuhl für
Sozialanthropologie an der Universität Jena
erhielt. Diese spektakuläre Berufung eines akademischen
Außenseiters und Vorkämpfers des
Rassegedankens verwirklichte erstmals die von
Hitler und der NSDAP-Reichsleitung schon länger
propagierte Gründung eines Lehrstuhls für
Rassefragen und Rassenkunde. Sie war Teil jener nationalsozialistischen Strategie, die 1930/31 auf der Thüringer Probebühne Schul-, Hochschul- und kulturpolitische Zeichen für den nationalsozialistischen Neuaufbau von Wissenschaft und Kultur setzte und der auch Schultze-Naumburg sein Amt als Direktor der Künstlerischen Lehranstalten in Weimar verdankte. |
Als in den
Zwanziger Jahren der Werkbund immer stärker von Vertretern der
Moderne dominiert wurde, verließ ihn Schultze-Naumburg
1927 zusammen mit anderen. Als Gegenpart gründeten sie den an traditionellen Architekturkonzepten ausgerichteten Block, der sich darüber hinaus alternativ gegen den Ring (Zusammenschluss der Anhänger des Neuen Bauens) wendete. Die Block-Gründung, bei der Schultze-Naumburg zum Vorsitzenden gewählt wurde, erfolgte 1928 in Saaleck. |
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Gründungsveranstaltung
des »Block« 1928 in Saaleck; v.links nach rechts: Albert Gessner, Margarete Schultze-Naumburg, Paul Bonatz, Hans F. K.Günther, unbekannt, Heinz Stoffregen, unbekannt, Frau Schmitthenner, unbekannt, Paul Schmitthenner, unbekannt |
Der Block blieb jedoch weitgehend eine Papiergeburt. |
Der
»Saalecker Kreis«, um 1931, vorn Alfred Ploetz (Arzt und Genetiker-Mitbegründer
der Rassenhygiene); v.l.n.r. sitzend: Margarete
Schultze-Naumburg (ab 1934 Ehefrau von Frick), Wilhelm Frick, Hans F. K.
Günther, Richard
Walther Darré,
Charlotte von Vietinghoff, (zunächst Sekretärin
Schultze-Naumburgs, ab 1931 Ehefrau von Darré); v.l.n.r.
stehend: H. Konopacki-Konopath (Schriftleiter von »Die
Sonne. Monatszeitschrift für nordische Weltanschauung und Lebensgestaltung «), Hans Severus Ziegler (Stellvertreter des Gauleiters von Thüringen, später auch Generalintendant des Deutschen Nationaltheaters in Weimar und NS-Funktionär) |
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Der Saalecker Kreis |
Der Saalecker Kreis einschließlich der dort verkehrenden prominenten Nationalsozialisten war eher ein informeller Freundeskreis und kein festorganisierter Bund oder Verein. Ohnehin erlosch er 1933. Das Anwesen war für Schultze-Naumburg immer schwieriger zu unterhalten, und das Weimarer Direktorat legte einen Umzug in die Klassikerstadt nahe. |
174
Seiten, davon 61 in Farbe 243 Bilder Herstellung
und Verlag: ISBN 9783756202447 Ladenpreis: 17 Euro |