Saalecker Werkstätten - Die »Saalecker Werkstätten GMBH«

Die Mal- und Zeichenschule
Die Mal- und Zeichenschule
das spätere Architektenhaus

Seitenris Architektenhaus
  Zur einstigen Niederlassung Paul Schultze-Naumburgs gehören auch die Ateliergebäude der ehemaligen „Saalecker Werkstätten“. Diese entstanden aus seiner Mal- und Zeichenschule, deren einige Berliner Schüler ihm nach Saaleck gefolgt waren.
Im Jahre 1901 fand die Gründung der privaten „Schulwerkstätten Saaleck“ statt. In Saaleck erhielt Schultze-Naumburg sehr schnell erste Aufträge für Möbelentwürfe. Man war durch seine Schrift »Häusliche Kunstpflege« (1899) auf ihn aufmerksam geworden.
Neben Schultze-Naumburg hatte noch der Maler
Ludwig Bartning die künstlerische Leitung inne. Zwischen 1903-1904 arbeitete der Maler Georg Tappert hier als Assistent.

 

Fritz Koegel.   Zunächst zeichnete der Maler lediglich die Entwürfe zu den Möbeln und überließ die Fertigung meist einem Tischler am Ort des Auftraggebers; doch bald zeigte sich, dass die Resultate Schultze-Naumburgs Ansprüchen nicht genügten.
Abhilfe kam unerwarteter Weise von dem befreundeten Philosophen und Herausgeber von Nietzsche-Schriften,
Fritz Koegel. (02.08.1860 - 20.10.1904)
(siehe:
Nietzsche Archiv, Nietzsche-Ausgabe)
Koegel war eigentlich Philosoph und hatte, bis zu seiner Auseinandersetzung mit der eigenwilligen
Elisabeth Förster-Nietzsche, in Weimar (unter deren Leitung) die ersten Bände der Nietzsche Gesamtausgabe bearbeitet.
Fritz Koegel.   Paul Schultze-Naumburgs Bekanntschaft mit Frau Elisabeth Förster-Nietzsche erfolgte etwa 1903.

 

Koegel, kaufmännisch geschickt, machte Schultze-Naumburg den Vorschlag, eine eigene Gesellschaft zu gründen, in der er, Koegel, als Geschäftsführer tätig sein wollte, während Schultze-Naumburg die künstlerische Leitung übernehmen sollte.
Dieser Vorschlag führte 1904 zur Gründung der „Saalecker Werkstätten G. m. b. H.“. Das Unternehmen nahm einen guten Start und konnte auch nach dem überraschender Tod Koegels (an den Spätfolgen eines Fahrradunfalls, 1904) bis in die Zeit des Ersten Weltkrieges hinein seine prosperierende Existenz bewahren.
1904/1905 baut Paul Schultze-Naumburg das Landhaus Koegel in Saaleck, das direkt unterhalb der Burg Saaleck, am Hang liegend, immer noch existiert.

 

Das umfangreiche Arbeitsgebiet der „Saalecker Werkstätten“ führte zu einer Dreigliederung des Unternehmens. Der erste Bereich umfasste die Architekturabteilung, die mit der Planung und Ausführung von Bauten aller Art beschäftigt war. Die zweite Abteilung befasste sich mit der Anlage von Gärten und Parken, und die dritte widmete sich sämtlichen architektonischen Inneneinrichtungen.

 

Blick auf das Wohnhaus vor dem Umbau   Waren bei der Gründung des Unternehmens nur sechs Angestellte unter der künstlerischen Leitung Schultze-Naumburgs tätig, so betrug ihre Anzahl im Jahre 1910 bereits 70, allein in der Architekturabteilung 35 Architekten und Techniker. Die Effektivität der „Saalecker Werkstätten“ und der Bautätigkeit Schultze-Naumburgs in mehreren mitteleuropäischen Ländern führte zu Zweigniederlassungen in Berlin, Köln und Essen.
In den ersten sieben Jahren ihres Bestehens hatten die Saalecker Werkstätten über 14 Millionen Mark umgesetzt.
Blick auf das Wohnhaus vor dem Umbau    

 

Carl Weidemeyer der sich später an der Künstlerkolonie Worpswede engagierte erhielt etwa 1904/1905 einen Teil seiner Ausbilding in den Saalecker Werkstätten.
Heinrich Tessenow arbeitete von 1904 bis Herbst 1905 im Büro Saaleck bei Paul Schultze-Naumburg am Umbau von Schinkels Neuer Wache
Alfred Fischer erhielt von 1906 bis 1908 einen Teil seiner Ausbilding in den Saalecker Werkstätten.
Walter Butzek arbeitete ca. 1909/10 als Architekt in den Saalecker Werkstätten.

 

Um 1910 erschien in Leizig das Buch "Saalecker Werkstätten G.M.B.H." allerdings ohne Verfasserangabe. Der sprachliche Stil der Schrift läßt aber vermuten, dass sie von Paul Schultze-Naumburg stammt.
Um 1917 erschien eine gleichnamige Broschüre, ohne Text, nur mit einer Auflistung der ausgeführten Bauwerke der Saalecker Werkstätten versehen samt deren Abbildungen. Auch hier ist anzunehmen dass Schultze-Naumburg der Herausgeber war.
In beiden Fällen handelt es sich um Privatdrucke, die für Kunden und Interessenten der Saalecker Werkstätten bestimmt waren und in den Zweigniederlassungen zum Kauf auslagen oder auch direkt über die Saalecker Werkstätten bezogen werden konnten.

 

Lageplan des gesamten Anwesens von Paul Schultze-Naumburg mit Gebäuden, Garten und Wald:
Lageplan des gesamten Anwesens

 

Die Expansion der „Saalecker Werkstätten“ wurde durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges behindert. Ein deutlicher Rückgang machte sich jedoch erst in der Nachkriegszeit bemerkbar.
Der Sturz der Monarchie, die Proklamation der Republik und die Inflation hatten das gesellschaftliche Gefüge im Deutschen Reich merklich verändert. Die Auftragslage für Paul Schultze-Naumburg verschlechterte sich drastisch.
Im Jahre 1930 wurden die „Saalecker Werkstätten“ aufgelöst. Ein erneuter Auftragsrückgang durch die Weltwirtschaftkrise (seit 1929) sowie die Berufung Schultze-Naumburgs zum Leiter der Weimarer Kunstschulen hatten hierzu den Ausschlag gegeben.
 

 

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Der Autor - Klaus Piontzik