Das Haupthaus in den Saalecker Werkstätten

Haupthaus an der Saale   Die Geschichte der Saalecker Werkstätten beginnt kurz nach 1900 mit dem Ankauf des 12 ha großen Grundstücks durch den Architekten Paul Schultze-Naumburg.
„ Als ich vor fünfundzwanzig Jahren nach Saaleck übersiedelte, bestand die Aufgabe für mich nicht nur im Bau eines Wohnhauses mit weiteren Bauten für den Nebenbedarf, sondern in dem Einfügen einer Ansiedlung in eine an sich vollkommen fertige Landschaft, die sich durch eine Herrlichkeit auszeichnet, wie man sie nicht allzu häufig in Deutschland antrifft. “
     
Im Jahr 1902 begann Schultze – Naumburg mit dem Bau seines Wohnhauses. Am 16.03.1903 war das Wohnhaus bezugsfertig.
     
Haupthaus kurz nach dem Bau   Saalecker Werstätten im Bau
Haupthaus kurz nach dem Bau   Saalecker Werstätten im Bau

 

Mit der Errichtung weiterer fünf Nebengebäude wurde ebenfalls zu dieser Zeit begonnen. Bis 1914/15 wurde das Ensemble komplett
fertig gestellt.
Schon in dieser Zeit war das Objekt immer im Wandel und veränderte ständig sein Erscheinungsbild. Durch den Krieg ruhte die Bautätigkeit über einen längeren Zeitraum.
1923/24 begann die Umsetzung eines großen Umbauplanes (erste Phase). Im Zuge dessen wurde das Haupthaus umgestaltet und um einen neuen langgestreckten Flügel nach Osten erweitert. Diese Bausituation ist bis heute erhalten geblieben

 

Ostansicht Haupthaus mit Anbau
Ostansicht Haupthaus mit Anbau heute

 

Da der Anbau nicht unmittelbar an den alten Baukörper angesetzt werden konnte, wurde dieser über einen ca. 8 Meter langen zweistöckigen Verbindungsgang mit dem Haupthaus verbunden. Das Gebäude selbst besitzt zwei Geschosse und einen unausgebauten Dachboden. Das äußere Erscheinungsbild wurde der vorhandenen Bausubstanz angepasst.
Der Anbau besitzt aufgrund seiner länglichen Form ein Satteldach. Bei der Dachkonstruktion handelt es sich um ein Pfettendach aus Holz.
Die Grundrissgestaltung des Anbaus ist zweckmäßig und übersichtlich, da es sich um einen ehemaligen Wirtschaftstrakt handelt. Im Erdgeschoss befanden sich unter anderem eine große Küche und die Wäscherei, die mit dem Hauptgeschoss über eine einfache Holztreppe und zusätzlich einem Essens- bzw. Wäscheaufzug verbunden waren. Im Hauptgeschoss gibt es noch heute das große Speisezimmer, die Anrichte und weitere Wirtschaftsräume.
 
Nordansicht Anbau mit Verbindung zum Haupthaus
heutige Nordansicht Anbau mit Verbindung zum Haupthaus

 

 

Südansicht Haupthaus   Ostansicht Anbau
Südansicht Haupthaus nach dem Umbau   Ostansicht Anbau nach dem Umbau

 

Zu der geplanten zweiten Umbauphase kam es allerdings nicht mehr. Bereits kurz nach der Fertigstellung des Wohnhauses wurden 1904 die „Saalecker Werkstätten GmbH“ gegründet, die bis 1930 existierte. In dieser Zeit war das Objekt ständiger Wohnsitz des Bauherren und Arbeitsplatz seiner zahlreichen Mitarbeiter. 1930 wurde Schultze – Naumburg als Direktor der Kunsthochschule nach Weimar berufen. Im Jahre 1933 gab er daraufhin das Wohnhaus in Saaleck auf und siedelte nach Weimar über.

 

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss
 
 

Grundriss Hauptgeschoss

Grundriss Hauptgeschoss
 
 

Grundriss Erster Stock

Grundriss Erster Stock

 

Das als Haupthaus bezeichnete ehemalige Wohnhaus des Architekten Schultze- Naumburg wurde ab 1902 unter seiner Leitung als mehrgeschossiger Massivbau errichtet. Es ist mit seinem annähernd quadratischen Grundriss von 15 m x 15 m und seinen zwei Anbauten das größte Objekt der Saalecker Werkstätten.
Die Fundamente des Gebäudes bestehen aus Ziegelstein. Die Kellerwände sowie die Umfassungswände sind aus Bruchstein, Ziegelstein und Beton hergestellt. Das Gebäude besitzt viele in Form und Größe unterschiedliche Holzfenster, weshalb sich, auch wegen der eher ungewöhnlichen Anordnung durch zahlreiche Umbauten, ein individuelles Bild ergibt.
Besonders prägend für die Optik des Gebäudes ist das mit dem Umbau 1923/24 entstandene Walmdach, ausgeführt als eine Holzkonstruktion und mit Dachziegeln gedeckt. Umlaufend sind in regelmäßigem Abstand Mansardengauben angeordnet.
Auf der Südseite befindet sich zusätzlich für die Belichtung des unausgebauten Dachbodens eine Fledermausgaube.

 

Südansicht   Westansicht   Nordansicht   Ostansicht
Südansicht   Westansicht   Nordansicht   Ostansicht

 

 

Innenarchitektur des Haupthauses zur Zeit Paul Schultze-Naumburgs

Das Innere des Hauses kann man auch nach heutigen Maßstäben als interessant und individuell bezeichnen. Auch hier gab es über die nunmehr 100 Jahre seines Bestehens zahlreiche Umbauten und Veränderungen.

 

Bibliothek   Badezimmer
Bibliothek   Badezimmer

 

Altes Speisezimmer vor dem Umbau   Nach dem Umbau Wohnzimmer der Hausfrau
Vor dem Umbau: Altes Speisezimmer   Nach dem Umbau: Wohnzimmer der Hausfrau

 

Neues Speisezimmer   Stuckarbeiten im Speisezimmer
Neues Speisezimmer   Stuckarbeiten im Speisezimmer

 

Die Veranda im Westteil des Hauses   Die Veranda im Westteil des Hauses heute
Die Veranda im Westteil des Hauses   Die Veranda im Westteil des Hauses heute

 

Treppenhaus   Treppenhaus Obergeschoss   Treppenhaus Zwischengeschoss
Treppenhaus   Treppenhaus Obergeschoss   Treppenhaus Zwischengeschoss

 

Hauptzugang zum Haupthaus   Der Hauptzugang zum Haupthaus befindet sich auf der Südseite. Es handelt sich dabei um eine mittig angeordnete zweiflügelige Holztür mit Oberlicht, welche über eine vorgelagerte einläufige Massivtreppe zu erreichen ist
Hauptzugang zum Haupthaus    

 

Wandbild im Eingangsbereich
Wandbild im Eingangsbereich

 

 

Zur weiteren Geschichte des Haupthauses

Die nun folgenden Angaben zur Nutzung des Objektes nach dieser Zeit sind nicht bestätigt und basieren auf Vermutungen, Hörensagen oder Zeitungsmitteilungen.
1940 ging der Komplex in den Besitz der Wohlfahrtseinrichtung e.V. des Deutschen Gartenbaus Berlin über und sollte als Schulungsstätte dienen. Eine andere Quelle spricht von der Abteilung Gartenbau des Reichsnährstandes, wobei es ebenfalls um die Einrichtung eines Schulungshauses ging.
Während der Kriegsjahre wurde das Objekt, Gerüchten zufolge, durch das Reichsluftwaffenministerium als Archiv genutzt.
1945 erfolgte wahrscheinlich die Beschlagnahmung und Enteignung, danach eine Übernahme bzw. Pacht zur Hotelnutzung.
Später richtete die Handelsorganisation Konsum eine Schulungsstätte für Mitarbeiter ein.
Ab 1958 beherbergte das Objekt ein staatliches Feierabendheim.
1996 wurde das Feierabendheim geschlossen. In den folgenden Jahren wurde versucht, einen Nachnutzer für das gesamte Objekt zu finden. Aufgrund der Lage und des hohen finanziellen Aufwandes scheiterten alle Versuche.
Von 1998 bis 2002 engagierte sich die Stiftung Saalecker Werkstätten für den Erhalt der Anlage
Seit 2002 befinden sich (bis auf das Architektenhaus) fast alle Objekte der früheren Saalecker Werkstätten in Privatbesitz und sind für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich.
 

 

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Der Autor - Klaus Piontzik