Energetik

Energieformen und Seinsformen

Copyright © Klaus Piontzik



1 – ÄUSSERER REIZ


Wohl ein jeder kennt den SF-Film Dark Star, in dem drei lebende und ein eingefrorenes menschliches Wesen mit einem Raumschiff die Galaxis durchqueren, um mittels intelligenter Bomben, instabile Planeten in irgendwelchen Sonnensystemen zu sprengen. Bei einer dieser Bomben kommt es zu einer Fehlfunktion, und einer der Piloten versucht dem Sprengkörper verständlich zu machen, das der Einsatzbefehl ein von außen induziertes, falsches Signal war. Er kann die Bombe schließlich dazu bringen, einzusehen, das sie keine Möglichkeit der Prüfung besitzt, um herauszufinden, ob der Einsatzbefehl wahr oder falsch ist.

In der gleichen Situation befinden wir uns, wenn es um unsere Wahrnehmung geht. Wir sind nämlich nicht in der Lage zu sagen, ob das von uns direkt Wahrgenommene auch tatsächlich da ist, oder eben doch nur erlebt ist. Im Alltagsleben gehen wir ja einfach davon aus, das das von uns Wahrgenommene gleich der Wirklichkeit ist. Ist diese Voraussetzung zulässig, oder machen wir es uns hier nicht ein wenig zu einfach ? Betrachten wir dazu einige Beispiele aus unserem Alltagsleben.


1.1.1 - Beispiel 1: Das elektrische Licht von Leuchtstofflampen

Das elektrische Licht wird mit einer Wechselspannung von 50 Hz betrieben. Da Licht keine Ladungs- polarität wie die Wechsel spannung besitzt, pulsiert es mit der doppelten Frequenz, also mit 100 Hz. Im Erlebensfall wird aber ein kontinuierlicher Lichtstrom wahrgenommen. Was erlebt wird, ist der zeitliche Mittelwert der Helligkeit. Der Wahrnehmungs- und Erkennungsapparat hat hier sozusagen eine Integration der veränderlichen Lichtwerte über eine gewisse Zeitspanne hinweg vorgenommen. Es wird also eine errechnete Eigenschaft wahrgenommen, die als physikalische Größe gar nicht existent ist. Bei einer Glühlampe ist, durch die Trägheit der Glühfadenatome bedingt, der Intensitätshub nicht so ausgeprägt, aber genauso vorhanden wie bei Leuchtstofflampen.


1.1.2 - Beispiel 2: Das Fernsehen

Einem ähnlichen Effekt begegnet man beim Fernsehapparat. Der Fernseher erzeugt 50 stehende Bilder in der Sekunde. Jedes einzelne Bild wird Zeile für Zeile aufgebaut, was auch einer gewissen Zeitspanne bedarf. Im Erlebensbereich wird aber ein kontinuierlicher Film wahrgenommen. Einen Hinweis darauf, das der Wahrnehmungs- und Erkennungsvorgang quasi einer Illusion unterlegen ist, bekommt man wenn z.B. die Räder einer fahrenden Kutsche still zu stehen scheinen, oder sich sogar rückwärts drehen. Dann wird deutlich, das hier ein stroboskopischer Ablauf vorliegt und kein kontinuierlicher.


1.1.3 - Beispiel 3 : Optische Täuschungen

Allein die Existenz optischer Täuschungen zeigt ja, das Wahrnehmung und Wirklichkeit zwei völlig verschiedene Ebenen sein können.


1.1.4 - Beispiel 4 : Der physikalische Feldbegriff

Betrachten wir nun noch ein Beispiel aus den Naturwissenschaften, und zwar den Feldbegriff, wie er in der Physik und der Elektrotechnik benutzt wird. Stellen wir uns zwei elektrische Ladungen vor. Eine Ladung Q an einem festen Ort, die andere Ladung q beweglich. Je nach Entfernung wirken auf beide Ladungen Kräfte ein, die durch das Coulombsche Gesetz beschrieben werden können.

F = k*Q*q/R^2

Die Kraft F ist dabei proportional zur Stärke der Ladungen, und umgekehrt proportional zum Quadrat des Abstandes. k stellt eine Proportionalitätskonstante dar, und kann in der weiteren Betrachtung unberücksichtigt bleiben. Die bewegliche Ladung wird in der Regel auch als Probeladung bezeichnet.

Als Feldstärke (im Gebiet der festen Ladung) wird das Verhältnis Kraft pro(Probe)Ladung definiert.

E = F/q

Lässt man nun die Probeladung gegen Null gehen (durch einen Grenzwertprozeß), so erhält man schließlich die elektrische Feldstärke der festen Ladung. Für den Raumpunkt, in dem sich die Probeladung befindet.

E = lim(q->0) F/q

Jetzt braucht man nur noch vorauszusetzen, das die so gewonnene Definition für jeden Raumpunkt auch ohne Probeladung gilt, und man hat den Begriff der elektrischen Feldstärke (für eine elektrische Ladung in einem beliebigen Punkt), vor sich stehen.

Aufgrund dieser Konstruktion ist Feldstärke gar nicht direkt meßbar. Meßbar (und damit auch erfahrbar) ist lediglich die Kraftwirkung auf eine andere Ladung. So gesehen ist Feldstärke bzw. der ganze Feldbegriff eine ziemlich abstrakte Konstruktion. Dies gilt nicht nur für das elektrische Feld, sondern auch für das magnetische und das Gravitationsfeld.

Der Begriff des Feldes ist ein Hilfsbegriff von dem sich nicht sagen läßt ob er wirklich etwas real Existierendes beschreibt. Der Wissenschaftler weiß ja lediglich, das seine Modelle es nur erlauben, die Realität approximativ zu beschreiben, d.h. eben nur mit annähernder Genauigkeit, die für die zu klärende Situation in den meisten Fällen auch hinreichend ist.

Es sei denn, es treten Phänomene auf, die im herkömmlichen Rahmen nicht mehr beschreibbar sind. Naturwissentschaftliche Arbeitsweise erfordert dann eine Erweiterung des Rahmens (durch Erweiterung einzelner Prämissen des Grundmodells) oder, im radikalsten Fall, die Revision des bisherigen Modells. Da naturwissenschaftliche Modelle letztlich mathematische Modelle sind, gilt hier nach wie vor Einsteins Aussage über die Mathematik:

"So weit die Sätze der Mathematik sich auf die Realität beziehen, sind sie nicht sicher, und soweit sie sicher sind beziehen sie sich nicht auf die Realität."

Wo liegt nun der Bezug zur Wahrnehmung ?

Nun, wir nehmen die Dinge in erster Linie ja wahr weil wir über ein Sensorensystem verfügen. Und dieses Sensorsystem hat für uns die gleiche Funktion wie die Probeladung in der Physik. Das was wir wahrnehmen sind lediglich Reize auf die unsere Sensoren reagieren. Über die Reizursache d.h. das was da draußen wirklich existiert, können wir nichts sagen. Es entzieht sich sich der direkten Wahrnehmung.

Der griechische Philosoph Platon verglich vor etwa 2000 Jahren unsere Erlebenssituation mit einem Menschen der in einer Höhle so angekettet ist, das er den Eingang nicht sehen kann. Das was draußen passiert, ist lediglich als Schattenwurf auf den Höhlenwänden zu erkennen.

Einsteins Vergleich dieser Situation ist ein Mensch der eine Taschenuhr in der Hand hält, die sich jedoch nich öffnen läßt. Er hört die Uhr ticken, sieht wie sich die Zeiger bewegen, aber über den Antriebsmechanismus kann er nur spekulieren.

Vorausgesetzt, das überhaupt ein Mechanismus dahinter steckt. Es könnte ja auch so etwas wie ein Organismus sein.

Die Frage die sich hier erhebt ist doch: Was wird dann aber genau wahrgenommen ?

Dazu muß der Weg von der Reizdedektion bis zum Erleben etwas genauer betrachtet werden. Es wird dadurch möglich sein, ein komplettes Wahrnehmungsmodell zu kreieren, welches als Grundlage für alle weiteren Betrachtungen dienen wird.

 

 

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Der Autor - Klaus Piontzik