Paul Schultze-Naumburg
und die Saalecker Werkstätten

Architekt, Maler, Autor

Copyright © Klaus Piontzik

Der Architekt, Maler und Publizist Paul Schultze-Naumburg lebte von 1869 bis 1949. Paul Schultze-Naumburgs Leben war zutiefst erfüllt von der Sehnsucht nach Schönheit und Harmonie. Angesichts der zunehmenden Verunstaltung von Stadt und Land rief er als Lehrer, Schriftsteller und Ökologe zur Umkehr bzw. Einsicht auf.

Die Beachtung die er nach der Jahrhundertwende erhielt war in seiner Bücherreihe "Kulturarbeiten" begründet. Sie waren eine der am meisten beachteten Publikationen jener Jahre.
.
Leider versuchte er seine Ziele über die staatliche Macht des dritten Reiches zu verwirklichen und wird von vielen als Wegbereiter der Nationalsozialisten eingestuft. Was die Beschäftigung mit Paul Schultze-Naumburg und seinem Werk etwas verkompliziert. Aber nicht unmöglich macht.

Die Saalecker Werkstätten entstanden zwischen 1901 und 1925 in Saaleck (Bad Kösen). Sie wurden von Paul Schultze-Naumburg geplant, gebaut und auch bewohnt und gelten heute als seine ureigenste Wirkungsstätte. Das gesamte Gelände steht daher unter Denkmalschutz.
Die Saalecker Werkstätten sind der gelungene Versuch des Einfügens einer Ansiedlung in eine an sich fertige Landschaft.
In Saaleck entstand so ein System von Gebäuden und Gartenräumen auf unterschiedlichen Geländeniveaus, welche allesamt geometrische Formen aufweisen.



Einführung

Paul Schultze-Naumburg hat in seinen „Kulturarbeiten“ einen Wiederanschluss an die Bautradition der Goethezeit verlangt, um so der baulichen „Verwilderung“ in Stadt und Land entgegen zu wirken.
Seiner Meinung nach hatte der Verlust der Tradition dazu geführt, dass kaum noch ein Bauwerk dem glich, was es seiner Aufgabe nach darzustellen hatte: Der Palast war nicht mehr als Palast, der Bauernhof nicht mehr als Hof, das kleine Gartenhaus nicht mehr als solches erkennbar.
Diese „babylonische Bauverwirrung“, in der es an festen Typen für die je-weilige Bauaufgabe mangelte, galt dem Architekten und Kulturkritiker als generelles Kennzeichen seiner Gegenwart.
Vor diesem Hintergrund lässt sich Schultze-Naumburgs eigenes architektonische Werk verstehen, dem zwar das Avantgardistische fehlt, nicht aber die Qualität.
Stilistische Neuerungen waren ihm fremd. Er wählte für die jeweilige Bauaufgabe denjenigen Stil, der in der allgemeinen Vorstellung am engsten damit verbunden war. Seine Bauten entbehrten zwar des Reizes des Neuen; aber es gelang ihm stattdessen etwas, was vielen Architekten und Bauleuten seit Beginn der Industrialisierung eher misslingt: Eine Synthese von Bauwerk und Umwelt, von Haus, Landschaft und Historie.
Vornehmlich wegen seines Bekenntnisses zur Tradition war Paul Schultze-Naumburg ein gefragter Architekt. Darüber hinaus wurde er mit seinen Reformbemühungen und seinen baukünstlerischen Leistungen zum Initiator der Bauströmung „Um 1800“, die sich an der Baugesinnung der Goethezeit orientierte.
Diese Stilrichtung, welche die Überladenheit des Historismus ebenso wie die Verspieltheiten des Jugendstils ablehnte, gewann Einfluss auch auf die lange vernachlässigte „anonyme Architektur“, auf den Bau von Kleinbürgerhäusern, Bauernhäusern, Stallungen und Lagergebäuden.
Ihr verpflichteten sich nicht nur die Verfechter handwerklicher Traditionen, sondern ebenso künftige Vertreter der Moderne, z. B. Walter Gropius, Ludwig Mies van der Rohe, Hans Scharoun, Bruno Taut und Ernst May – waren doch hier die von der Avantgarde später geforderte Formreduktion und Sachlichkeit bereits bekundet worden.
Während Schultze-Naumburg in seinen „Kulturarbeiten“ nahezu alle Bauaufgaben behandelte, beschränkte er sich in der eigenen Praxis vornehmlich auf den exklusiven Wohnungsbau, auf Land- und Gutshäuser, Villen sowie Schlösser.
Anders als zahlreiche seiner Kollegen aus der Bewegung „Um 1800“ suchte er nach dem Ersten Weltkrieg keine neue Formensprache.
Die baukünstlerische Moderne des „Neuen Bauens“ hielt er für einen Irrweg, den er in Wort und Tat vehement bekämpfte, so in seinen Schriften „Das bürgerliche Haus“ (1926) und „Flaches oder geneigtes Dach?“ (1927).
Im Jahre 1928 trat er an die Spitze der gegen das „Neue Bauen“ gerichteten Architektenvereinigung „Der Block“; alsbald wurde er zum Sprachrohr des nationalsozialistischen „Kampfbundes für deutsche Kultur“.
Dennoch erwies sich Schultze-Naumburg nach der NS- „Machtergreifung“ als unzeitgemäßer Architekt und Theoretiker. Sein biedermeierlich wirkender „völkischer Heimatstil“ passte weder in das Bild einer Herrschaftsarchitektur des „Altreiches“ noch in die Architektur- und Großraumplanungen für die „nationalsozialistische Neuordnung Europas“. Für beides bot sich eine neue Architektengeneration an.
Das „Weimarer Gauforum“ z. B. baute der Münchener Stararchitekt Hermann Giesler. Der „alte Vorkämpfer“ Schultze-Naumburg wurde mit dem Bau der Weimarer „Nietzsche-Gedächtnishalle“ gleichsam abgespeist. Er wurde weder an den Nürnberger noch an den Berliner Großbauten beteiligt.

Der frühe Schultze-Naumburg hat als Reformer einen Beitrag zur Lebensreform und zur Reformkleidung geleistet.
Als Architekt übte er großen Einfluss auf den Heimatschutz, das Bauschaffen und die Denkmalpflege in Deutschland aus.
Durch seine Mitgliedschaft in der NSDAP, sein Reichstagsmandat, Teile seines schriftstellerischen Werkes (Kampf um die Kunst) und mittels seiner Kontakte zur nationalsozialistischen Prominenz war Paul Schultze-Naumburg ein aktiver Wegbereiter des Dritten Reiches.
Aufgrund seiner Aktivitäten im „Block“, seiner Mitgliedschaft und seiner Funktion als Vorsitzender im Kampfbund für deutsche Kultur war er einer der Mitinitiatoren und Mitverantwortlichen für die Schließung des Dessauer Bauhauses (1932) und für die Bücherverbrennungen von 1933.
Mit seinem Buch Kunst und Rasse als Vorlagenlieferer der Ausstellung „Entartete Kunst“ von 1937, sowie den entsprechenden Kontakten (Alfred Ploetz, Hans F. K. Günther), seiner Propagierung eines direkten Zusammenhanges zwischen Kunst und Rasse und seinem Verhalten als Direktor der Weimarer Kunsthochschule war Paul Schultze-Naumburg führender Wegbereiter und Mitwirkender der nationalsozialistischen Kulturideologie.

Weniger bekannt dürfte sein das sich Paul Schultze-Naumburg auch mit okkultistischen, heute würde man sagen esoterischen, Themen beschäftigt hat.
Nachweisen lässt sich , über den Bekanntenkreis, dass eine Verbindung zu Rudolf Steiner bestand. Am Park in den Saalecker Werkstätten lässt sich noch zeigen das Paul Schultze-Naumburg sich auch mit Astronomie, Geomantie und Kundalini-Yoga beschäftigt haben muss.


 Paul Schultze-Naumburg und die Saalecker Werkstätten

Bei Amazon kaufen


174 Seiten, davon 61 in Farbe
243 Bilder

Herstellung und Verlag:
Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN 9783756202447

Ladenpreis: 17 Euro