Solbad Raffelberg

 
Die Geschichte des Solbades ist eng mit der Geschichte des Bergbaus in diesem Gebiet verknüpft. Die Anfänge des Solbades Raffelberg gehen auf die Entdeckung einer Solequelle im Jahre 1855 in der Zeche Alstaden zurück. Bergleute entdecken, daß sie bei Gicht und Rheuma darin Linderung finden.

Erst 1884, als auf Schacht II eine wesentlich stärkere Sole frei wird, denkt man daran, sie der Allgemeinheit zugänglich zu machen. Die hochprozentige erdsalzhaltige Solequelle mit Chlorverbindungen verspricht nach Untersuchungen des Mülheimer Apothekers Liekfeld Heilwirkung. Die Wirkung kommt durch die Zusammensetzung des Heilwassers zustande, denn die mineralischen Bestandteile wie Natrium - Natriumchlorid (chemische Bezeichnung für Salz gleich Sole), Kalium, Kalzium, und besonders Eisen tragen dazu bei.
Die Mülheimer Bürgermeister Bock und Polack machen Pläne für ein Mülheimer Solbad. Erste Planung ist 1883 ein Badehaus im Luisental, das nie gebaut wird, aber ein Vorläufer des Solbad Raffelberg ist.
Auch andere Städte zeigen starkes Interesse an Solbädern, besonders Duisburg. Aber nur ein kleines Solbad in Alstaden wird 1884 von einem Gelsenkirchener Unternehmer gebaut.

1888
Man eröffnet zusätzlich eine Kinderheilanstalt, die in den Sommermonaten Kinderkuren für schwächliche Kinder zur Verfügung stellt. 20 Jahre später ist sie seinen Ansprüchen nicht mehr gewachsen.

1907
Als Alstaden in Oberhausen eingemeindet werden soll, beschließt die jetzt gegründete Aktiengesellschaft Solbad Raffelberg, die Anstalten aus kommunalpolitischen Überlegungen nach Mülheim zu verlegen. Mit 820.000 Mark wird die A.G. durch die Stadt, Industriewerke, Schiffahrtsunternehmen und Zechen gegründet. Der Mülheimer Oberbürgermeister Dr. Lembke faßt den Entschluß, die Sole in einer Leitung nach Mülheim zu holen und ein komfortables Solbad zu schaffen. Die Gesellschaft kauft am 16.4.1908 das 30 Morgen große Gut Raffelberg. Das Gut gibt dem Bad den Namen. Auf 7 ha sollen die Solbadanlagen entstehen. Für den Park werden 15 Morgen Waldgelände genutzt. Die Geschichte des Gutes Raffelberg ist bis 1486 zu verfolgen, als Johann Graf zu Limburg und Herr zu Broich den Eheleuten Diderich up dem Grimberge und Elsken den Raffelberg mit Haus und Hof auf Lebenszeit verpachtet. 1499 taucht dort der Name Dyrik opten Raffelsberge auf. In den Besitz der Stadt geht 1928 eine der ältesten Bauernschaften in der Mülheimer Gegend über.

1908/09
Das Bad wird unter dem Schutz der Göttin Hygieia gebaut und am 15.5.1909 eingeweiht. Eröffnet werden ein Kurhaus, ein Badehaus und die Parkanlage, die von einer 2,20 m hohen Mauer mit drei Eingängen umgeben sind. Zur Inbetriebnahme des Kindersolbades Raffelberg für skrofulös veranlagte und an Rachitis leidende Kinder minderbemittelter Eltern kommt es am 1.7.1909 durch den ,,Verein Kindersolbad Raffelberg".
Die schönen Gebäude der Anlage sind im repräsentativen Stil der Jahrhundertwende gebaut, ihre Architektur hat Harmonie, ist gut gegliedert, und die Baukörper sind sinnvoll und ohne Langeweile einander zugeordnet. Die Eingangshalle bildet das Herzstück der Anlage. Sie ist ein tempelähnlicher, lichtdurchfluteter Kuppelbau mit einer bronzenen mädchenhaften Quellgöttin. An den Wänden befinden sich mit bunten Mosaiksteinchen nachgebildet acht Figuren griechischer Götter. Die lateinische Inschrift in der Kuppelhalle lautet: ,,Dem Kranken zur Heilung, dem Gesunden zum Vergnügen."
Die Gestaltung des Kurparks wird dem Gartendirektor der Stadt Düsseldorf, Freiherr von Engelhardt, übertragen. Forderung ist, den alten Baumbestand zu erhalten und die Vergrößerung des Wasserlochs zu einem Teich.

Damit das Solbad in Betrieb genommen werden kann, bringt eine 2,5 km lange, zum Teil ober- und unterirdisch geführte Leitung die Sole von Alstaden nach Raffelberg.

1910
Die Restauration und Parkanlage erfreuen sich bei den Bürgern aus Mülheim, Duisburg und Oberhausen großer Beliebtheit. Besonders gefallen ihnen die an Sommernachmittagen stattfindenden Kurkonzerte der Militärkapelle unter dem Musikmeister Lätsch.
Nur der eigentliche Zweck der Einrichtung wird nicht erreicht. Der Kurbetrieb ist im wesentlichen ambulante Behandlung, die Kurhausbelegung bleibt unter seiner Sollzahl.

1911
Als am 31.12.1911 der Kursaal mit 800 Plätzen eingeweiht wird, spielt sich im Solbad reges, gesellschaftliches Leben ab. Man lustwandelt vom Kursaal über einen Verbindungsgang zum Brunnenpavillon, hört Kurkonzerte im Park und tanzt in den angeschlossenen Restaurationsbetrieben. Hier ist der attraktive Mittelpunkt für das Ruhrgebiet.
Das muntere, gesellschaftliche Leben kann nur bis zum Beginn des 1. Weltkrieges aufrecht erhalten werden. Das Solbad gerät in der Kriegs-, Nachkriegs- und lnflationszeit in wirtschaftliche Schwierigkeiten.
Das Kindersolbad dagegen läuft nach einer Zwangspause durch die Benutzung als Lazarett im 1. Weltkrieg gut weiter.

1919
Man erweitert das Kindersolbad um 200 Plätze durch Anmietung der Gaststätten ,,Haus Hohenzollern" und ,,Jägerhof", die man zu diesen Zwecken umrüstet. 1921 werden sie durch die Erweiterung des Kindersolbades ersetzt.

In der Zeit weltweiter Rezession am Ende der 20er Jahre macht das Kinderheim Verluste.

1934
Nach Rückschlägen kommt es zu dieser Zeit erneut zum Aufschwung des Kindersolbades. 500 Kinder kommen jährlich in vierwöchigen Sommerkuren bis der 2. Weltkrieg beginnt.

1936
Die Solbad Aktiengesellschaft wird wegen Ausbleibens erwarteter Gewinne aufgelöst und der ,,Verein Solbad Raffelberg e.V." gegründet. Vereinsmitglieder sind die Stadt, die Sparkasse und der Verkehrsverein. Der Verein will dem Solbad wieder auf die Beine helfen.

1946
Der Krieg verursacht an Badehaus und Parkanlagen große Luftwaffenschäden. Plünderer tun ihr Weiteres, indem sie besonders im Kurhaus und in der Kinderheilstätte alle beweglichen Gegenstände entwenden und darüber hinaus Waschbecken abmontieren und Rohre aus den Wänden brechen.

1950
Die zahlreichen Kriegsschäden im Inneren des Badehauses und des Kindersolbades werden unter dem Geschäftsführer Bruckhoff mit Mitteln des Landes in Höhe von 300.000,- DM ausgebessert. Das Gebäude des Kindersolbades bekommt ein Stockwerk mehr und kann jetzt 300 Kinder aufnehmen. Die Kosten dafür von 3,50 DM pro Tag und Kind zahlen die Sozialträger. In diesem Jahr finden hier 2.135 Kinder bis zum linken Niederrhein in Sechswochenkuren Erholung.
Kindergärtnerinnen betreuen Gruppen mit 15 - 30 Kindern. Sie bringen viel Idealismus mit, denn ihre Arbeitswoche beträgt bis zu 75 Stunden. Neben der Betreuung der Kinder müssen sie auch deren Kleidung in Ordnung halten.
Das Kinderheim Raffelberg zählt mittlerweile zu den besten Heimen des Landes. in dem jährlich 7 Kuren stattfinden. Die Stadt Duisburg erwägt, das Solbad zu kaufen, da hier viele Duisburger Kinder Pflege und Erholung finden.

Das Kurhaus liegt auch nach der Erneuerung des Daches leer. Man hat begonnen, dort Verwaltungsräume zu errichten, muß es aber wegen Geldmangel abbrechen. 38 Hotelzimmer verfallen bei gleichzeitiger Nachfrage der Badegäste nach Unterkunft.
Laut Aussage von Herrn Bruckhoff fehlen 600.000,- DM, um aus der Anlage ein Bad zu machen, das wegen seiner Heilwirkung und der herrlichen Wälder ein bekanntes Bad werden könnte.
Trotz allem ist er Badebetrieb für Erwachsene nach der vollständigen Überholung, mit Ausnahme des Kurhauses, um mindestens 50% auf 41.156 verabreichte Bäder gestiegen. Zugute kommt dem Bad, daß sich Natursolebäder allgemein großer Beliebtheit erfreuen; man kommt aus nah und fern nach Mülheim, um Erholung in Bad und Park zu finden.

1951
Die Sorgen um die Zukunft des Kindersolbades wachsen. Durch die angespannte Finanzlage schickt das Sozialministerium nicht mehr wie früher 70, sondern nur noch 40 Kinder je Kur. Auch die Kommunalverwaltungen ergreifen ähnliche Sparmaßnahmen. Betriebe, z.B. die Gelsenkirchener Bergwerks AG, können das Defizit zum Teil ausgleichen, indem sie die Zahl der zur Kur zu schickenden Kinder erhöht.

Im Solbad gibt es auch finanzielle Engpässe, da die laufende Unterhaltung viel Geld verschlingt, besonders für die veralteten Rohrleitungen, deren Leitungswände durch die scharfe Sole zerfressen wird, wodurch laufend Rohrbrücke entstehen. Geld fehlt, um Kurhaus und Parkanlage herzu richten.

1955
Mit Anstieg der schulischen Anforderungen schicken Eltern ihre Kinder immer weniger zur Kur. Diese Tatsache und die Verschickung der Kinder in klimatisch günstigere Kurorte erzwingt die Schließung des Kindersolbades.
Seine künftige Verwendung ist unklar, entweder findet dort ein gewerblicher Betrieb Büroräume, der Verband der freien Wohlfahrtspflege benutzt es für Heilzwecke oder die Haushaltsabteilung der Berufsschule wird in die Räume verlegt.

1958
Unter der Leitung von Erich Seeger kommt es zu umfangreichen Neuerungen, wie lnhalationsraum und Einzelinhalation, einer Spezialbäderabteilung, Unterwassermassage, Stanger Bad, Kohlensäure- und Trockengasbad sowie Höhensonne.
Die Badekabinen bekommen ein farbiges Aussehen durch neue Wandplatten und in den Boden eingelassene Wannen. Außerdem wird eine Kesselanlage montiert, die in der Lage ist, die abgekühlte Sole bis auf 500 C zu erhitzen. Man richtet eine eigene Wäscherei ein.
Der Park erhält durch drei Gärtner ein neues Aussehen, das sich in erhöhter Sauberkeit der Wege, gepflegtem Rasen und farbenprächtigen Blumenrabatten widerspiegelt. Im Park werden Laternen aufgestellt, die ihn überall gut beleuchten, und der Springbrunnen auf der Rasenfläche wird instand gesetzt. Der eingezäunte Badegarten wird gesäubert, hergerichtet und mit bunten Liegestühlen bestückt, auf denen sich Badegäste sonnen. Für Erfrischung sorgt die renovierte Solbadgaststätte.
Nach diesen Neuerungen ist die Frequentierung des Bades steigend; der Tagesdurchschnitt liegt bei 200 Badegästen. Der Plan, ein Solefreibad anzubauen, steht vor ungelösten finanziellen Fragen.

1959
Das Bad ist 50 Jahre alt und stellt sich als Insel der Stille und Erholung in einer gepflegten Parkanlage dar. Seine wachsende Bedeutung zeigt sich in der stetig steigenden Besucherzahl. In 40 Holzwannen können warme und kalte Solbäder jeder Konzentration nach Anweisung der Ärzte genommen werden. Der Baudezernent Koenzen stellt zu dieser Zeit die Forderung, das noch nicht renovierte Kurhaus abzureißen.

1965
Das Solbad wird weiterhin gut besucht. 28.159 Einzelbäder, 2.272 spezielle Bäder, 25.174 Massagen und 1.687 Inhalationen werden verabreicht.

1966
Es gibt 23 Beschäftigte, die voll ausgelastet sind in dem Solbad, dessen Hauptkurmittel immer noch die Sole ist. Da sie auf ihrem Weg durch die Leitungen an Wärme verliert, muß sie aufgewärmt werden. Unter Erich Seeger werden drei moderne Unterwassermassagen und ein Kneippraum, der alle Kneippgüsse ermöglicht, eingerichtet. In nunmehr 46 Badekabinen erfolgen Anwendungen, von denen man sich im Ruheraum erholen kann. Da die aggressive Sole stark die Einrichtungen angreift, wird das Bad pro Jahr 14 Tage zur Generalüberholung geschlossen.

1969
Die Anwendungen gehen mit 21.000 Bädern, 24.000 Massagen, 600 Moorbädern, 600 Inhalationen, mehr als 1.000 Heißluftbehandlungen und 300 Stanger Bäder leicht zurück.

1970
Um dem Solbad mehr Attraktivität zu geben, beschließt der ,,Verein Solbad Raffelberg e. V.", daß eine ruhige Erholungsanlage entstehen soll, die Solbad, Rennbahn, Kleingärten, Tennisplätze und den Park einbezieht. Dazu sagt der Landtagsabgeordnete E. Kröhan, daß 1973/ 74 begonnen werde, allerdings mit der Einschränkung, daß die Landesregierung das Projekt nur fördere, wenn sie Alstadener Sole noch mindestens 20 Jahre fließe.

1971
Im August beschließt die Ruhrkohle AG, bis 1975 die Hibenia Zeche Alstaden stillzulegen. Für das Solbad heißt das die Versiegung seiner benötigten Sole, von der es täglich ca. 5.000 Kubikmeter verbraucht. Damit das Bad auch ohne Sole überleben kann, will man andere Bäder, Kuren und Massagen aktivieren. Erich Seeger regt dazu an, eine Massage-Gymnastikschule zur Korrektur von Haltungsschäden, besonders bei Kindern, zu errichten. Was ihm fehlt, ist eine Sauna.

1972
Von einer 20 köpfigen Belegschaft werden im Jahr, abgesehen von anderen Anwendungen, ca. 23.000 Solbäder verabreicht, die etwa 12 Mio. Liter Sole erfordern. Duisburger stellen das größte Kontingent an Badegästen, gefolgt von Mülheimern, mit weitem Abstand die Oberhausener.

Die angekündigte Stillegung der Zeche Alstaden führt bei dem Oberstadtdirektor Heinz Heiderhoff, der Verwaltung und dem Verein dazu, das Solbad nicht großzügig auszubauen, jedoch auf jeden Fall zu erhalten. Der Oberinspektor Salmon vom Bäderamt hält an den Überlegungen fest, ein Sole-Hallenbad und ein Sole-Freibad zu bauen, denn die erforderliche Sole könnte per Tankwagen geholte flüssige Sole oder mit Wasser aufbereitete, getrocknete Natursole sein. Zu dieser Zeit der Überlegungen, das Solbad zu reaktivieren, bemüht sich der Speldorfer Bürger- und Kurverein, die Tennisschule Rot-Weiß-Raffelberg auf das Solbadgelände zu holen. Wie sich später herausstellt, ohne Erfolg.

1973
Die Zeche Alstaden stellt den Betrieb ein und liefert nach dem 31.3.73 keine Natursole mehr. Die Solbäder sollen weiter angeboten werden, deshalb kauft der Verein in 25-Pfund-Säcken Trockensalz aus Bad Rappenau nahe Heilbronn. Die Zusammensetzung ist eine ähnliche wie die Alstadener. Für ein Bad werden 4 kg Salz benötigt. Die Sole aus aufgelöstem Trockensalz findet weniger Anklang, und die Gästezahlen gehen von 30.000 auf 9.500 zurück. Wegen seiner gesundheitspolitischen Bedeutung soll das Bad erhalten bleiben, deshalb werden Wege gesucht, Gelder für die Renovierung und Erweiterung der Anlage zu beschaffen. Der Speldorfer Bürger- und Kurverein greift die 1970 entstandene Idee auf, es zum Gesundheitszentrum innerhalb einer Erholungszone zu machen, die von Mülheim, Duisburg, Oberhausen und dem Land NRW getragen werden soll.
Der Diplom-Geologe Dr. K.H. Tasch sieht in einem Vortrag die Erhaltung des Solbades nur in der multifunktionalen Verknüpfung der Nachbarstädte Mülheim, Duisburg und Oberhausen mit der Ruhrkohle AG und freien Kapitalgebern, die eine eigene Soleförderung betreiben. Rentabel ist das Vorhaben nur, wenn ein Sole-Hallenbad, Sole-Heilbäder und ein lnhalationsgarten betrieben werden, und zusätzlich der Verkauf der Sole nach auswärts gelingt.

1974
Heinz Hager ist seit seiner Wahl zum Verwaltungs-Chef der Stadt Mülheim/Ruhr automatisch Vorsitzender des Vorstandes des ,,Verein Solbad Raffelberg e.V.". Das Solbad ist todkrank.

1975
Das Bad braucht eine finanzielle Spritze. Vorstand und Geschäftsführer sahen das Bad immer als soziale Einrichtung und stellen seine Fortentwicklung unter diesen Gesichtspunkt. Ein neues Konzept mit erweitertem Angebot für das Solbad wird entwickelt. Auch der Rat der Stadt will das Bad erhalten und beschließt, Mittel für die Renovierung zu bewilligen.

1976/77
Mit Unterstützung, auch der Sparkasse und der Leonard Stinnes-Stiftung, wird das Badehaus unter Erich Seeger für 1,7 Millionen DM innen und außen renoviert und auf den neuesten Stand gebracht. Der Erfolg zeigt sich in höherer Besucherzahl als zu Anfang der 70er Jahre. Das Bad, ein Stück Mülheimer Idylle, ist wieder wie früher Anziehungspunkt für Mülheim, Duisburg und Oberhausen. Es begrüßt seine Besucher im neuen Anstrich und vor seinem Eingang mit Tulpen in den Stadtfarben.

1979
Am 15.5.1979 ist der Gesundbrunnen 70 Jahre alt. Die traditionsreiche Einrichtung wechselt ohne großen Festakt ins 8. Jahrhundert. Umfangreiche Feierlichkeiten sind für 1984 nach der 175 Jahr-Feier der Stadt Mülheim geplant. Dem Mülheimer Kleinod in dem etwa 80 Hektar großen Park ist seit seiner Renovierung ein enormer Aufschwung beschert. Das Bad wird seinem Leitspruch an der Außenfront der Kuppel- halle gerecht: ,,Gesundheit ist die Quelle der Kraft und Schönheit."

Sei dem 1.4.79 bekommt das Bad wieder flüssige Natursole aus der Oberhausener Zeche Concordia in Tankwagen angeliefert. Sie wird im Solevorratsbehälter gelagert und bei Verwendung im Aufwärmbehälter erhitzt. Heilung und Linderung finden im Solebad Leiden wie Rheuma, Ischias, Neuralgien, Frauenleiden, Kreislaufstörungen und Erkrankungen der Atmungsorgane. Kraft erlangt man wieder bei geistiger und körperlicher Ermattung. Solebäder werden auch angewendet als Therapie nach Unfällen, Frakturen, bei Muskelstörungen, Versteifungen oder Teillähmungen. Zusätzlich bietet das Bad zahlreiche andere therapeutische Maßnahmen, Sonnenbänke, Kosmetik und Fußpflege.
Zur Aktivitätssteigerung sind ein Sole-Bewegungsbad, eine größere Sauna mit Freigelände, Solarien und ein Fitnessraum geplant, die an das Badehaus angebaut werden sollen. Im vorderen Teil des Parks gegenüber dem Eingang sind Fußtretbecken und Armbäder für Kneipp'sche Anwendungen geplant. Das ehemalige Kurhaus müßte dringend renoviert werden. Mülheim bewirbt sich mit Essen um ein Spielcasino und stellt die Erweiterungen zurück.
Das herrliche alte, gepflegte Parkgelände und das Solbad mit Gaststätte und Café sind vor allem am Wochenende das Ziel zahlreicher Ausflügler. Im Juni will ein renommierter Interessent die Gaststätte und den Saal pachten und renovieren. Das Vorhaben scheitert daran, daß Parkplätze für 400 PKW´s nicht geschaffen werden können, ohne daß Bäume gefällt werden müßten. Mit der Beseitigung der Bäume ist die Stadt nicht einverstanden.

1980
Man denkt wieder an die Reaktivierung des Solbades durch ein Solebewegungsbad und eine Freiluftsauna. Einig ist man sich darin, daß der wertvolle Baumbestand und die Landschaft geschont und erhalten werden. Der Kommunalverband Ruhr soll für Mülheim eine Bedarfsermittlung und Standortanalyse anfertigen. Seitdem das Bad die Natursole der Zeche Concordia benutzt, verzeichnet es eine deutliche Aufwärtsentwicklung und nimmt als Heilbad einen hohen Rang ein.

1981
Das Kurhaus wird durch das Theater a.d. Ruhr belegt. Die Renovierungsarbeiten sind in vollem Gange. Es ist das erste Theater, an dem sich die Stadt Mülheim beteiligt. Seit dem 1. September 1981 probt das Theater unter Roberto Cuilli und Helmut Schäfer ,,Lulu" und ,,Zyklop". Letzteres hat am 30. Dezember 1981 im Raffelberg Premiere. Die Atmosphäre im ehemaligen großen Kursaal, in dem Schützenkönige gekürt wurden und Jugend tanzte und der jetzt zum Theatersaal umfunktioniert wird, soll erhalten bleiben.

1982
Die gute alte Tradition des Kurkonzertes wird am 2. Mai wieder ins Leben gerufen. Man weiß nicht genau, ob das letzte Konzert vor 30 oder 40 Jahren stattfand. Der Speldorfer Bürger- und Kurverein, in Gemeinschaft mit der Interessengemeinschaft Speldorf, will damit das Solbad attraktiver und bekannter machen. Es spielen das Akkordeonorchester ,,Harmonia 1937" unter der Leitung von Arno Kleinmeier und das Jugendorchester unter der Leitung von Monika Thielen. Für das leibliche Wohl wird ebenfalls gesorgt. Das Solbad hat seinen Tag der offenen Tür.

1983
Die Stadtbadeinrichtung Sauna, Massageabteilung und das römisch-irische Bad gehören zum ,,Verein Solbad Raffelberg e.V.".

1984
Dem Besucher bietet sich das idyllische Bild der gepflegten Kuranlage in landschaftlich schöner Gegend, das Solbad wird oft von Fremden für ein Schloß oder ein Kloster aus den Jahren um die Jahrhundertwende gehalten.
Einen besseren Rahmen kann sich die Jubiläumsfeier am 19./20. Mai zum 75 sten Geburtstag des Solbades nicht wünschen. Geldgeber für das Fest sind der Speldorfer Bürger- und Kurverein sowie die Interessengemeinschaft Speldorf. Bei der feierlichen Eröffung im Rittersaal des Schlosses Broich erinnert Bürgermeister Weber an die Höhen und Tiefen des Solbades. Der Vorsitzende des Vereins Solbad Raffelberg, Heinz Hager, spricht davon, daß für die Neuplanungen und das Sole Bewegungsbad mit Freisauna die Mindestkosten von 2-3 Millionen Mark bisher nicht aufgebracht werden konnten. Gehofft wird auf die Unterstützung durch Stadt und Sparkasse. Zum Fest auf dem Solbad-Gelände kommen ca. 4.000 Gäste. Eine Bergmannskapelle der Bergbau A.G. spielt zünftige Lieder. Geschäftsführer ist Kurt Graunke, der den SPD-Ortsverein unter seiner Vorsitzenden Lisa Poungias im Juli durch das Solbad führt. Die SPD-Mitglieder diskutieren darüber, wie man dieses Prunkstück noch attraktiver machen könne, denn diese Anlage sei es wert, durch Sole-Bewegungsbad und Freiluftsauna weiterentwickelt zu werden, gegebenenfalls auch durch größere Anbindung an die Rennbahn und das Speldorfer Wohngebiet.
Die Stadtbad-Einrichtung ist seit einem Jahr in der Regie des Solbad-Vereins. Es ist nicht annähernd zur Kostendeckung gekommen, so daß von dem Zuschuß von 150.000,- DM für das Solbad ein kleiner Teil für das Stadtbad erforderlich ist. Die Probleme werden in mangelnden Investitionen gesehen. Die CDU übt Kritik an kundenunfreundlichen Öffnungszeiten und falschem Management des Solbades. Sie spricht von Schließung oder Privatisierung.

1987
Das fünfte Kurkonzert seit 1982 findet am 13.6.1987 statt. Dem Bad mit seinen 27 Angestellten für Solbad und Stadtbad macht die Kostendämpfung im Gesundheitswesen finanziell arg zu schaffen; die Besucherzahlen stagnieren, und die Kostendeckung beträgt kaum 80%. Abhilfe würde ein Sole-Bewegungsbad bringen, für das die Stadt kein Geld aufbringen kann. Der Vorschlag wird gemacht, über einen Wohltätigkeitsball kapitalkräftige Mülheimer anzusprechen.
Die Verwaltung glaubt, die Anerkennung als kleines Bad würde finanziell helfen, denn die Leistungen seitens der Kassen lägen höher. Vor allem fehlt ein Bewegungsbad, das die Attraktivität steigern würde. Im übrigen schreiben vergleichbare Anbieter kurörtlicher Leistungen ebenfalls rote Zahlen. Auch für sie ist Kostendeckung ein noch nicht erreichtes wirtschaftliches Ziel. Verluste kennzeichnen fast alle Natursole-Bäder in der Bundesrepublik.
Man beschließt, die Ärzte der Umgebung auf die angebotenen Behandlungen aufmerksam zu machen und sie einzuladen. lnteressenten für eine Privatisierung gibt es auch. Die neue Konkurrenz des Solbades heißt ,,Niederrhein-Therme" im Revierpark Mattlerbusch, die Minister Zöpel mit 5,3 Millionen DM gefördert hat. Sie steht unter der Verwaltung des Kommunalverbandes Ruhr und der Stadt Duisburg. Die Sole kommt vom Schacht Wehofen per Tanklaster.

1988
Die künftige Nutzung des kranken Solbades soll wirtschaftlich gestaltet werden. Man sucht nach Möglichkeiten. Dazu stellt Frau Dr. Vera Grunow-Luther von der Uni Duisburg das von ihr mitbetreute Projekt ,,Wohnortnahe Versorgung von Rheuma-Kranken" vor. Darunter zu verstehen ist eine Art wohnortnahe Kurzkur mit Warmwasser- und Trockengymnastik, Entspannungsübungen, Vorträgen und Ruhepausen. Der Schwerpunkt soll in der Selbsthilfegruppe liegen. Bedingung ist die Mitwirkung der Krankenkasse. Eine Anfrage auf finanzielle Unterstützung soll beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales gemacht werden.

1989
Die Stadt sucht einen schnellen Ausstieg aus den verlustträchtigen Solebädern im denkmalgeschützten Solbad Raffelberg. Sie will 424.000,- DM Jahresverlust nicht länger hinnehmen und denkt an eine Therme im historischen Kurpark, nach dem Konzept der ,,Taunus-Therme" des Betreibers Wicker. In Gemeinschaft mit der Fa. Conle will er 60 Millionen DM für den Neubau ausgeben, das alte Solbad aber nicht mit einbeziehen. lnstandsetzungskosten dafür sind unklar. Lärmende Kinder sind in der Therme nicht erwünscht. Dafür sieht die SPD den Ausbau des Hallen-Freibades Heißen vor, das sich zu einem erschwinglichen Preis zu einem Spaßbad für Familien umbauen läßt. Dieter Schloten sieht für die Therme im Ruhrgebiet Bedarf. Herr Reddel, Geschäftsführer der Taunus-Therme preist deren Vorzüge: ,,Es ist schön, verschwenderisch zu sein, sich Luxus zu gönnen.". Ein weiterer Ausspruch Reddels ist der, daß Thermalbad und Solepackungen sich nicht vertragen. Die CDU gibt zu bedenken, daß die Taunus-Therme den Vorteil hat, das riesige Frankfurt und den Kurort Bad Homburg vor dem Kassenschalter zu haben. Sie kritisiert das familienunfreundliche Konzept und sieht für die Stadt keinen Vorteil, wenn Wicker und Conle sich nicht an der Instandsetzung des Solbades beteiligen.
Der planende Architekt versichert, daß die Bäume, die für den Neubau fallen müßten, alle krank seien. Soll die Therme keinem Leerlauf unterliegen, müßten im Schnitt 2.200 bis 2.400 Besucher täglich die Therme bis spät abends füllen.
Eine Thermalquelle sprudelt nicht; nach Thermalwasser soll im Park gebohrt werden. Man kann auch mineralhaltiges Wasser heranfahren oder künstlich herstellen.
Kritik wird am japanischen Ambiente laut, das weder zu einem Römerbad noch in den Park passe. Man erwidert, daß die japanischen Stilelemente in Speldorf nicht unbedingt kopiert werden sollten.
Hans Martin Schlebusch spricht sich für einen städtebaulichen Wettbewerb zur Gestaltung des Neubaukomplexes der Therme aus. Im Oktober 1989 fordert der Solbad-Verein einen Bebauungsplan nach Plänen des lnvestors. Die Mitgliederversammlung des Solbad-Vereins will, daß die Stadt ein Bebauungsplanverfahren zügig einleitet und vorantreibt. Stadt, Sparkasse und Verkehrsverein plädieren für den Neubau einer Therme im Kurpark und das Parkhaus auf der ökologisch wertvollen Apfelwiese auf dem Rennbahngelände.
Sanierungskosten für das dringend renovierungsbedürftige Baudenkmal betragen zwischen 6 und 7 Millionen DM. Landeshilfe ist in Sicht, und für das Theater ist damit die Zeit des lmprovisierens zu Ende.
In einem Leserbrief stellt Dr. med. T. Weichold infrage, ob der Betreiber eines Mammutunternehmens fachlich in der Lage ist, zusätzlich eine balneo-physikalische Einrichtung für den Benutzer ausstattungsmäßig optimal anzubieten.

September 1989: Im Rahmen einer lnformationsveranstaltung zu den Kommunalwahlen stellen die Grünen interessierten Bürgern für Speldorf geplante Baumaßnahmen vor. Eine davon ist die seit langem in Verbindung mit dem erhofften Spielcasino gewünschte Luxustherme.

September 1989: Gründung des "Verein zur Erhaltung des Parks am Solbad Raffelberg e.V."

30.9.1989: Kurkonzert und erster öffentlicher Auftritt des "Verein zur Erhaltung des Parks am Solbad Raffelberg e.V." mit einem Flugblatt und Fragen zur geplanten Therme.

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