Schloss Broich

Schloß Broich ist das wichtigste profane Baudenkmal der Stadt Mülheim an der Ruhr. Über Jahrhunderte war Burg/Schloss Broich der politische und militärische Mittelpunkt der gleichnamigen, 1806 aufgehobenen Herrschaft, deren Ausdehnung über das heutige Mülheimer Stadtgebiet hinausreichte. Durch ihre Lage an einer fast ganzjährig passierbaren Furt, durch die im Mittelalter der Hellweg, eine bedeutende vom Rhein zur Weser führende Straße, die Ruhr querte, erhielt die Burg ihre herausragende Stellung.

Die Ursprungsanlage von Schloß Broich - deren Fundamente heute als Ausgrabung innerhalb der Ringmauer zu sehen sind - entstand in der 2. Hälfte des 9. Jahrhunderts, vermutlich als Sperrfort gegen die Normannen, die 883 Duisburg erobert hatten. Nachdem der aktuelle Anlass, die Sicherung des Wasser- und des Landweges gegen den eingedrungenen Feind, entfallen war, wurde die Burg aufgelassen. Ende des 11. Jh. wurde die verlassene Burg wohl von den Edelherren v. Broich, die 1093 zum ersten Mal im Mülheimer Raum nachweisbar sind, zum Dynastensitz ausgebaut. Ein wichtiges Ergebnis dieser Maßnahme - der Ausbau des südlichen Teils des spätkarolingischen Hauptbaues zu einem quadratischen Bergfried - ist ebenfalls ausgegraben und innerhalb der Ringmauer als Fundament sichtbar.

Zu einem völligen Um- bzw. Neubau der Burg kam es seit dem letzten Viertel des 12. Jahrhunderts. Errichtet wurde die heutige Ringmauer, in deren Mitte sich ein riesiger, heute als Turmstumpf ergrabener Bergfried befand. Offenbar gab es neben dem Bergfried keine weitere Bebauung innerhalb der Ringmauer. Die Wirtschaftsgebäude müssen in der Vorburg gelegen haben. Die Befestigung der Kernanlage war so stark, dass sie 1240 dem Angriff des Kölner Erzbischofs trotzen konnte.

Nach dem Aussterben der Edelherren v. Broich 1372 und dem Übergang der Herrschaft an die Grafen von Limburg-Hohenlimburg (an der Lenne) wurde entlang der südlichen Umwehrung der Vorburg der bis auf den Treppenturm erhaltene zweigeschossige Palas mit dem markanten Treppengiebel errichtet. Die Burg erhielt damit ein sehr qualitätvolles Gebäude, das den Repräsentationsansprüchen eines einflussreichen Dynastengeschlechtes entsprach. Als Folge der Errichtung des Palasgebäudes wurde die Umwehrung der Vorburg nun wesentlich verstärkt, so dass in den folgenden Jahrzehnten wiederholt Belagerungen scheiterten.

Im Jahre 1443 gelang zum ersten Mal die Eroberung durch einen gemeinsamen Angriff des Kölner Erzbischofs Dietrich v. Moers und des Herzogs Gerhard von Jülich-Berg. Die stark zerstörte Burg wurde in den folgenden Jahren von den Siegern wieder aufgebaut und neu befestigt. Herausragendste Maßnahme war der Abbruch des völlig zerschossenen Bergfrieds bis auf Hofhöhe und die Verstärkung der nördlichen Ringmauer mit dem angefallenen Steinmaterial. Dem Tor zur Kernanlage wurde der heute noch erhaltene Turm vorgesetzt.

Nach dem Übergang der Herrschaft Broich an die Grafen v. Daun passten die neuen Herren die Burganlage durch wiederholte Baumaßnahmen den vergrößerten Wohn- und Verwaltungsbedürfnissen an. Vor allem öffnete man die Kernanlage, indem man eine große Toreinfahrt schuf. Innerhalb der Ringmauer wurden mehrere Gebäude sowie ein weiteres in der Vorburg errichtet. Maßnahmen zur Verstärkung der Befestigung unterblieben.

1598 eroberten die Spanier das Schloss unter Einsatz starker Truppen und zahlreicher Geschütze. Die Zerstörungen waren so erheblich, dass erst in den Jahren 1644 - 1648 die ein halbes Jahrhundert zuvor entstandenen Schäden behoben werden konnten. Schloss Broich wurde im Zuge dieser Baumaßnahmen zu einer barocken Residenz ausgebaut. Vor allem die Veränderungen an der Kernanlage sind uns überkommen, in deren westlichen Teil zwei Fensterreihen eingebrochen wurden für einen Bau innerhalb der Ringmauer, dessen zwei Obergeschosse in Fachwerk ausgeführt sind. Dieser Bau des 17. Jh. - das heutige Hochschloss - gibt der Kernanlage ihr prägendes Äußeres. Neben dem Wiederaufbau und der Ergänzung der Wohngebäude wurden die Wehranlagen erheblich verstärkt und durch einen weiteren Mauerring nach Süden ausgedehnt. Zusätzlich entstand südwestlich des Schlosses ein Außenwerk mit eigenem Wassergraben.

Mit dem Tod des letzten Dauner Grafen auf Broich 1682 verlor das Schloss seine Funktion als Residenz. Die neuen Besitzer, die Grafen v. Leiningen, ließen das Schloss durch Rentmeister verwalten und zeigten wenig Interesse an ihrer Besitzung an der unteren Ruhr. Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurden wieder Baumaßnahmen durchgeführt, die auf Veranlassung der hessischen Landgräfin Marie Louise Albertine, einer geborenen Gräfin v. Leiningen, zustande kamen. Errichtet wurde vor allem der heute erhaltene Treppenaufgang am Palas sowie das sogenannte "Gläserne Kabinett" als westlicher Abschluss der an den Palas angebauten Gebäude.

Nach der Auflösung der Herrschaft Broich 1806 traten sehr schnell Schäden am Schloss ein. 1837 ging es in privaten Besitz über. Die folgenden Baumaßnahmen führten zu einer Beeinträchtigung der überkommenen Bausubstanz. Weitere Einbußen, denen die gesamten Erweiterungen des 17. Jahrhunderts zum Opfer fielen, erlitt das Schloss durch Eisenbahn- und Straßenbauten des 19. und 20. Jahrhunderts. 1938 kam das Schloss in städtischen Besitz. Erst durch die umfassende Restaurierung aller Gebäudeteile in den Jahren 1967 - 1974 konnte die Bausubstanz gesichert und die Gebäude einer neuen Nutzung zugeführt werden. Im Zuge der Vorbereitungen der Landesgartenschau 1992 gelang es schließlich, Schloß Broich seine beherrschende Wirkung am Ruhrübergang durch die Beseitigung der Ruhrtalbahntrasse teilweise zurückzugeben

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