Burg und Schloß Berge

Bereits vor dem 12. Jahrhundert errichtete ein Vasall des Grafen von Limburg auf der Südseite des Buerschen Berges und nahe der Quelle des Berger Baches eine Wasserburg, umgeben von Burggräben und aufgestauten Teichen. Der Bodenaushub, den man bei ihrem Bau gewonnen hatte, diente zum Aufschütten der Burgwälle und zur Erhöhung des Burgplatzes. Tief in das Erdreich eingerammte Pfähle dienten als Fundament und trugen das Mauerwerk.

In diesem von Wassergräben (Gräften) umgebenen festen Haus lebten über Jahrhunderte die Herren von Berge, Ritter, Freiherren, auch Grafen. Sie waren zunächst Vasallen weltlicher und geistlicher Herren, später Statthalter des kurkölnischen Vestes Recklinghausen, traten als Heerführer auf oder als Beamte in kurfürstlichen, königlichen und kaiserlichen Diensten. Sie besaßen Haus Berge als Allodialgut, also freies Eigentum, das sie Kindern und Kindeskindern vererben konnten. Als Lohn für den Dienst im Gefolge ihrer Herren hatten sie Grundstücke und Höfe zu Lehen erhalten, bewirtschaftet von leibeigenen oder hörigen Bauern. In Friedenszeiten züchteten sie Pferde und Rinder, gingen der Jagd im weitgedehnten Emscherbruch nach und versuchten den Besitz durch Heirat oder Kauf von Grundstücken zu mehren. Die leibeigenen oder hörigen Bauern mußten regelmäßig Abgaben leisten und Hand- wie Spanndienste verrichten.

Letzter Burgherr auf Berge aus dem Geschlecht derer von Berge war Gerlach, vermählt mit Irmgard von Deypenbrock. Als er 1433 kinderlos starb, verkaufte seine Witwe alle Güter an den Ritter Heinrich von Backem auf Haus Leythe bei Buer. Er war vestischer Statthalter, verheiratet mit Fya, der Tochter des Lüdeken Unverzagt auf Haus Balken in Sutum. Sein Sohn Dietrich, 1434 verehelicht mit Styna von Eickel, wurde auf dem Weg zur Urbanuskirche in Buer von Adrian Sobbe zum Grimberg ermordet.

Als die männliche Linie der Backems erlosch, heiratete Jörgens Tochter Hartlieb den Ritter Georg von Boenen, der einem einflußreichen Adelsgeschlecht der Grafschaft Mark entstammte. Bis 1779 hießen die Herren auf Berge von Boenen. Letzter Sproß dieses Namens war Ludolf Friedrich Adolf von Boenen, Freiherr, kurkölnischer und münsterischer Geheimer Rat, münsterischer Oberstallmeister, Statthalter der herzoglich Arenbergschen Provinzen Recklinghausen, Dülmen und Meppen. Er heiratete 1770 Wilhelmine Franziska, Erbtochter der in den Reichsgrafenstand erhobenen Familie von Westerholt-Gysenberg, deren Namen und Wappen ihm durch kaiserliches Diplom vom 27. Juli 1779 verliehen wurde.

Sein Sohn war Maximilian Friedrich von Westerholt-Gysenberg auf Haus Berge (1772 - 1854),Reichsgraf, kurkölnischer Kammerherr, Oberstallmeister des Königs von Neapel, Großwürdner des Ordens beider Sizilen, Kommandeur des Ordens vom hl. Georg, Offizier der Ehrenlegion und Ritter des Adlerordens 2. Klasse.
1796 vermählte er sich mit Friederike Fürstin von Bretzenheim und begründete die Linie derer von Westerholt-Arenfels in deren Besitz Schloß Berge blieb, bis es im Jahre 1924 mit einem 102 Hektar großen Gelände und den Wirtschaftsgebäuden zum Preis von 1,4 Millionen Goldmark an die Stadt verkauft wurde. Bereits 1920 hatte die Stadt von den Erben des Reichsgrafen Karl Theodor Eugen von Westerholt-Gysenberg auf Schloß Arenfels bei Hönningen am Rhein einen Teil des Gutes gepachtet.


Nach der Erfindung des Schießpulvers, vermutlich um 1550, wurde die Burg zum Schloß um- und ausgebaut, anstelle der Rundburg entstand eine rechteckige Anlage, ein hufeisenförmiges Herrenhaus mit drei zweigeschossigen Flügeln. Die Erdwälle wurden abgetragen, um den Blick in die Landschaft ungehindert freizugeben. Nicht mehr kampferprobte Ritter, sondern Landadel mit verfeinertem Lebensstil führte nun das Regiment. Ende des 18. Jahrhunderts ließ Ludolf Friedrich Adolf von Boenen Teile des stark verfallenen Schlosses niederbringen und neu aufbauen. Das Schloß bekam reichlich Innenschmuck, auch die Parkanlagen wurden seinerzeit angelegt.

Nachdem die Stadt das Schloß erworben hatte, erfolgte sein Umbau zur Erholungsstätte, mit Gast- und Wirtschaftsräumen. Die Parkanlagen, 1780 für kleine höfische Gesellschaften geschaffen, wurden vergrößert und im alten Stil instandgesetzt. Zugleich entstand der 2,8 Millionen Hektoliter fassende Berger See.

Viele Geschlechter, Herren wie Knechte, haben Burg und Schloß gesehen, so mancher fand gastfreundliche Aufnahme. Neben anderen übernachtete Napoleon während seiner Flucht von Rußland nach Paris auf Schloß Berge. Wenige Tage nach seinem Aufbruch war Marschall Blücher Gast, der tagsüber mit dem Schloßherrn auf die Jagd ging und abends der Schloßherrin beim Kartenspiel Gesellschaft leistete.
Sind diese Begebenheiten verbürgt, so muß eine andere Überlieferung wohl in das Reich der Fabel verwiesen werden - die Kunde nämlich von einem mit Ketten behangenen, bärtigen Schloßgeist, der die Zecher aus dem Weinkeller vertrieb

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